Ab sofort goldnagelneu: Werbung von Gestern
Beim Wort Geha gerät man unweigerlich zurück in Grundschulzeiten, als das Hannoveraner Unternehmen gemeinsam mit Pelikan um die Füllfederhalter-Vorherrschaft in den Klassenzimmern kämpfte und in Kuliform auch auf den Lehrerpulten landete. Die Unternehmensgeschichte geht allerdings zurück bis in die goldenen 20er Jahre, in denen Geha schnell von sich reden machte und sich zu einem der führenden Schreibwarenhersteller entwickelte. Bekannt wurde das Unternehmen, dessen Name eine Kurzform für „Gebrüder-Hartmann-Werke“ darstellt, vor allem durch seine Vorreiterrolle bei Tintenpatronen in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts.
Die Rundung als gestalterisches Grundthema
Wir stellen Euch heute eine Anzeige aus den Glanztagen des Unternehmens vor. Die Printwerbung stammt aus dem Jahr 1955: Viel Schwarz und einiges an Weiß. Über einem ellipsenförmigen Lichtfeld schweben elegant ein schwarzer Füllfederhalter und ein schwarzer Kuli. Aus deren Schreibfeder und Kugelschreiberspitze schlängeln sich zwei gewundene Schreibspuren hoch zum runden, kursiven und in dickem Bold gesetzten Geha-Logo, das als formaler Bezugspunkt zum Rest der Gestaltungselemente dient. Darunter in geschwungener Schreibschrift der Claim: „Technisch einzigartig...“. Die beiden sich ineinander windenden Schreiblinien nahmen dabei den weit um sich greifenden Trend floraler Muster voraus, die in den 1950ern zum Grundraster zahlloser Dekorationsstoffe wurden. Die knappen und sachlich gehaltenen Textelemente bewerben ein Luxusprodukt: „14 k Goldfeder“, „Hermetic-Verschluß“, „Reservetank“.
Eine Anzeige, die ihr Produkt überdauert hat
Schwarze Spotlight-Ästhetik, weiche Rundungen in Logo und Slogan, kurvige Schreiblinien, auch die Produkte selbst kommen ohne Ecken und Kanten aus: Eine schlichte zeitlose Anzeige mit schlanker Copy, die die in ihr beworbenen Schreibgeräte überdauert hat. Denn das Unternehmen verpasste nach über drei Jahrzehnten großer Erfolge den Anschluss und wurde nach einigen unternehmerischen Sackgassen vom Konkurrenten Pelikan geschluckt. Heute ist nur noch der Markenname erhalten. Allerdings nicht mehr für Füller und Kulis. Die gibt es nur noch unter dem Pelikanlogo.
Quelle: Michael Kriegeskorte “Werbung in Deutschland 1945-1965?, 1992, DuMont Buchverlag Köln
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