Ab sofort goldnagelneu: Werbung von gestern. Heute: Uhu Line

Wenn jemand „gib mir mal den UHU“ sagt, weiß jeder sofort, dass damit nicht das Heranreichen eines putzigen Gefieders mit großen Ohren gemeint ist. Interessanterweise ist die Marke UHU aber nicht nur mit Klebstoff groß geworden, sondern zum Beispiel auch mit Farben, Tinten, Stempelkissen und: Klamottensteife. Und um letztere geht es in unserem heutigen Ausflug in die Werbewelt von gestern.

Gemalte Ästhetik im Rollenbild der 50er

In der UHU-Line-Anzeige aus dem Jahre 1956 schaut ein Mädchen zu ihrem Helden auf, der die Qualität ihrer Arbeit überprüft und damit sehr zufrieden zu sein scheint. Die Rollenbilder sind klar verteilt, wer für’s Waschen zuständig ist, steht hier außer Frage. Das Lob über das perfekt gestärkte Kleid lässt die Hausfrau vor Stolz platzen, auch wenn sie hier noch eine sehr junge Dame ist. Heute würden wir darauf mit einem Unratsturm antworten, damals war das – Don Draper und Kollegen aus „Mad Men“ leuchten uns damit regelmäßig die Stuben aus – völlig normal.

Auch die Ästhetik ist sehr interessant: Das Pärchen dominiert den schwarzen Hintergrund in unschuldigem und porentief reinem Nachkriegsweiß, der Blick geht klar nach vorne, natürlich mit anständig gesteifter Kleidung aus der UHU-Line-Tube. Die beiden sind gemalt im Stil der alten Meister, detailgenau und heroisch. Das Foto war damals als Medium noch nicht sehr verbreitet. Der Grund war klar: Gemalte Anzeigen waren frei in ihren Mitteln und konnten ohne großen Aufwand jede beliebige Situation mit den gewünschten Personen illustrieren. Die bis dato bestimmende Nierenform in den Anzeigen ist verschwunden.

Zwei schlichte Copyblöcke, die in auffälligem Gegensatz zum üppigen UHU-Line-Schriftzug auf der Verpackung stehen, einer rechts neben dem Bild, einer mittig darunter, versprechen ein an die Gestaltungsfarbe der Tube angelehntes, blaues Wunder schon nach dem ersten Waschgang. Im Hinweis „wie ladenneu“ finden die Schwierigkeiten der Aufbaujahre in der jungen Bundesrepublik ihren Ausdruck, als Geld für neue Kleidung eher nicht in der Familienkasse zu finden war.

Wäschesteife produziert UHU heute nicht mehr, insgesamt aber ist das inzwischen zur Bolton Group gehörende Unternehmen weiter sehr gut im Geschäft und hat als Synonym für Klebstoff Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden. Ob UHU-Erfinder August Fischer und seine Schreibwarenkollegen von Pelikan, Adler oder Maribu aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts eine verschworene Gruppe von Hobby-Ornithologen waren oder warum sie es sonst schick fanden, ihren Produkten Vogelnamen zu geben, ist übrigens nicht bekannt.

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