Adobes Subscription-only-Entscheidung – the dark side of the cloud?

Ein Gespenst geht um. Dieses Mal nicht nur in Europa, sondern gleich auf unserem ganzen, hübsch durch’s All rotierenden Planeten: Adobes Subscription-Only-Bezahlmodell. Von diesem Juni an werden alle Produkte des Designerlieblings und Quasi-Monopolisten nur noch als Abonnement angeboten. Wer künftig mit InDesign, Illustrator oder Photoshop kreativ werden möchte, wird monatlich zur Kasse gebeten und erwirbt kein Eigentum mehr an der Software. CS6 ist die letzte Kaufversion des Konzerns, die im Handel erhältlich sein wird. Neue Versionen sind laut Aussage Adobes „nicht geplant“. Was auf den ersten Blick einfach nur wie die logische Fortsetzung des immer weiter voran schreitenden Sharing-Gedankens erscheint, sorgt unter Kreativen weltweit für Aufregung.

Ganz allgemein ist der Trend zum Nicht-mehr-besitzen und Nur-noch-teilen ja nichts Neues mehr. Autos werden geteilt, Dinge in der Cloud und nicht mehr am heimischen Rechner gespeichert, die Welt ist im Umbruch. Macht da Adobe nur mit, zum Wohle der Nutzer, oder wird hier Kasse unter dem Deckmantel der Zukunft gemacht? Die Antwort könnte heißen: beides. Denn während die technischen Neuerungen und die Usability der Creative Cloud auf großen Zuspruch stoßen, regt sich mitunter gewaltiger Unmut in Bezug auf die Art und Weise der Bezahlung. Auf change.org wird beispielsweise mit einer Online-Petition gegen diesen Schritt geworben, bei der inzwischen fast 35.000 Betroffene ihre digitale Unterschrift hinterlassen haben.

Viele Freiberufler fürchten sich vor einer unaufhaltbaren Preisspirale

Dem Unternehmen wird unter anderem vorgeworfen, dass die Creative Cloud im Gegensatz zur bisherigen Bezahlversion der Creative Suite deutlich mehr kostet. Vor allem Einzelanwender fürchten durch den Zwang der monatlichen Zahlung das Ende ihres Freiberuflertums. Wenn man sich umhört, wurden Adobe-Produkte auch von professionellen Nutzern oft erst nach 2 oder gar 3 Jahren upgegradet, jeder konnte bisher selbst entscheiden, wann und was er auf den neuesten Stand bringt und bei welchen Programmen die gekaufte Version den Ansprüchen weiterhin genügte. Heute bekommt man zwar immer den neuesten Stand und auch die Kompabilitätsprobleme zwischen älteren und neueren Versionen fallen weg. Man ist aber auch gezwungen, jede Neuerung mit zu bezahlen – ein Luxus, den sich viele nicht leisten wollen oder können. Ein weiterer Punkt ist die Sorge, gespeicherte Dateien nach Ende des Abonnements nicht mehr aufrufen zu können. Ein Designer-Dock-Fan auf Facebook beschreibt das so: „ das ist wie wenn man als Bauunternehmer einen Bagger einsetzt, und die Firma Liebherr sagt: "du gibst uns jetzt jeden Monat 100,-€ oder wir legen die Zündanlage lahm und du darfst deine Baustelle nicht mehr betreten."

Darüber hinaus befürchten viele der Kritiker, dass Adobe sie mit dem Abonnement-Schachzug in der Hand habe und in punkto Preisgestaltung machen könne, was es wolle. Wer nicht weiter bezahlt, kann nicht mit einer alten Version weiterarbeiten, sondern überhaupt nicht mehr. Auch wird die Motivation des Konzerns in Frage gestellt, intensiv an Updates zu arbeiten und deren Qualität hoch zu halten, da die Abonnenten ja in jedem Falle bezahlen müssen. Bisher konnte man sich Updates, die man für irrelevant oder kontraproduktiv hielt, sparen.

In einem Q&A nimmt das Unternehmen Stellung zu den Vorwürfen. Allerdings wird hier ziemlich professionell um den heißen Brei herum geredet. Die Creative Cloud biete mehr als das bisherige Bezahlmodell - was inhaltlich richtig ist, aber auch der naturgemäße Prozess jedes sich entwickelnden Produkts, unabhängig von der Bezahlart. Und dass die Creative Cloud künftig Teil der laufenden Kosten ist - das sieht auch nicht jeder Kreative per se als Vorteil und macht keine wirkliche Aussage darüber, ob das Abonnentenmodell die Nutzer wirklich mehr kostet am Ende des Monats. Der Kostenvergleich zwischen Creative Cloud und Creative Suite wird ausdrücklich angesprochen - hier genügt man sich allerdings mit dem Hinweis darauf, dass die Kosten für Creative Suite-Updates von den Kritikern oft ausgeklammert werden. Auf die Argumentation der Kritiker wird nicht eingegangen. Die Qualität bleibt ein Versprechen, etwaige künftige Preiserhöhungen werden mit dem Hinweis bedacht, dass jeder Nutzer dann die Möglichkeit der Kündigung habe. 

Fragt man in den Agenturen nach, so wird das Subscription-Modell mehrheitlich abgelehnt. Es wird als lästig und aufwändig betrachtet, ständig mit Adobe in Kontakt bleiben zu müssen. Wirkliche Alternativen zum Adobe-Produkte-Kanon werden von den meisten Designern aber nicht gesehen derzeit. Wenn die Welle der Empörung keine Ergebnisse erzielt, werden sie sich also früher oder später dem Diktat der Miete unterwerfen oder Alternativen finden müssen. Großer Pluspunkt für das Unternehmen: das wegen der schon bisher hohen Softwarekosten weit verbreitete Cracken seiner Produkte wird in Zukunft nicht mehr möglich sein. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Die Frage bleibt: was passiert mit den in der Cloud gespeicherten Adobe-Dokumenten, wenn ein Konkurrenzprodukt auf Augenhöhe auf dem Markt erscheint und Adobe dem Preisdruck erliegend den Gang vieler großer Unternehmen geht? Kodak hat es bewiesen: es kann jeden treffen. Wir werden gespannt beobachten.

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