Boreout – wenn Langeweile krank macht

Burnout dürfte den meisten sicherlich bekannt sein. Vielleicht war der eine oder andere von euch sogar schon selbst betroffen, oder kennt jemanden, der damit zu kämpfen hatte. Aber wie steht es eigentlich mit Boreout? Also damit, dass auch eine Unterforderung im Job krank machen kann? Acht Stunden können ganz schön lange sein, vor allem dann, wenn man sich langweilt.

Boreout ist kein neues Phänomen, auch wenn es erst seit kurzem die Runde macht. Eine Studie der Deutschen Universität für Weiterbildung hat gezeigt: Elf Prozent der Erwerbstätigen fühlen sich beruflich unterfordert. Psychotherapeuten wie Wolfgang Merkle, Chefarzt der Psychosomatischen Klinik am Frankfurter Hospital, gehen davon aus, dass unsere Arbeitswelt sozusagen zweigeteilt ist.
Es gibt diejenigen, die zuviel arbeiten, und jene, die im Job quasi permanent unterfordert sind. Menschen mit Boreout werden nur einfach weniger beachtet, obwohl sie fast den gleichen Leidensdruck haben wie Burnout-Kandidaten. Wir konzentrieren uns aber vor allem auf die Leistungsträger, also die Erfolgreichen. Deshalb werden Menschen, die an Boreout leiden – noch – nicht wirklich beachtet.

Boreout äußert sich wie Burnout durch Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, oder Schlafstörungen. Der Unterschied ist aber, dass die Erschöpfung durch den Stress der Unterforderung verursacht wird. Im Job geht es zum einen klar ums Geld verdienen. Genauso wichtig ist es aber, ausgefüllt zu sein, für etwas zu brennen, und Anerkennung von Chef und Kollegen zu bekommen. Auch wenn das viel Arbeit und Verantwortung bedeutet. Es gibt aber auch Menschen, die im Job regelrecht vortäuschen müssen, dass sie beschäftigt sind. Sie sortieren Emails, die Ablage, und suchen sich sonstige Aufgaben, die eigentlich keinen Sinn machen. Alles nur, um nicht aufzufallen. Eine Taktik, die einen genauso auslaugen kann wie zu viel Arbeit. Dabei ist die Aussage „Ich habe gerade nichts zu tun“ sogar ein viel größeres Tabu als sich einzugestehen, dass man überfordert ist. Denn wer nichts zu tun hat wird eigentlich auch nicht gebraucht.

Mit fehlendem Engagement hat das nichts zu tun. Vielmehr entsteht dieser Unterforderungsstress durch zu wenige und falsche Aufgaben. Gefolgt von zu wenig Verantwortung und Abwechslung im Job. Die falsche Berufswahl kann auch ein Grund sein. In einem Bericht der Bundesregierung 2011 heißt es z.B., dass etwa 60 Prozent der jungen Arbeitnehmer bis 29 Jahre glauben, mehr leisten zu können, als im Job verlangt wird. Umgekehrt geben nur 6,1 Prozent an, dass ihre Tätigkeit zu schwierig sei.

Doch was können Arbeitgeber hier tun? Entscheider sollten den Aufgabenumfang und -inhalt ihrer Mitarbeiter im Auge behalten und an neue Gegebenheiten anpassen. Dabei ist auch wichtig, das Potenzial der Mitarbeiter richtig einzuschätzen, um sie optimal einzusetzen. Paradoxerweise hängt die Unterforderung einiger Mitarbeiter oft mit der Überforderung anderer zusammen. Hier sollte Arbeit und Verantwortung effizienter verteilt werden. Und für Arbeitnehmer gilt „Augen auf bei der Berufswahl.“

Ein Interview zum Thema mit der Präsidentin der Deutschen Universität für Weiterbildung, Prof. Dr. Ada Pellert, findet Ihr unter: www.duw-berlin.de

 

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