Das älteste Werbemedium der Welt: Das Plakat im Wandel der Zeiten

Eigentlich kaum zu glauben, dass bereits im alten Rom Claudius, Pompeius und Metellus an Plakaten vorbei flanierten, aber genau so soll es gewesen sein: Sie gelten als das älteste Werbemedium der Welt. Damals wurde für Gladiatorenkämpfe geworben oder zu Wahlen aufgerufen und ziemlich wahrscheinlich war die Zahl derjenigen, die diese Ankündigungen an den Wänden als störend oder gar belästigend empfanden, eher gering. Heute ist das anders, aber noch immer können wir kaum einen Fuß vor den anderen setzen, ohne irgendeine Produkt- oder Veranstaltungsempfehlung im Augenwinkel zu haben. Zeit, einen kleinen Blick auf die Geschichte des Plakats zu werfen.

Im Mittelalter zum Beispiel war das Plakat ein beliebtes Mittel der Buchdruckergilde, um auf ihre Fertigkeit aufmerksam zu machen. Sie erstellten zum Zwecke der Eigenwerbung beispielsweise holzschnittverzierte Handzettel.

Vom Handwerk zur Kunst
Bis dahin stand der informative Charakter der großflächigen Anschläge im Vordergrund, mit Druck des ersten Farbplakats in Frankreich im Jahre 1867 änderte sich das. Wie auch im sonstigen gesellschaftlichen Leben wurde – beflügelt durch eine immer größer werdende ästhetische und gestalterische Unabhängigkeit von den Vorgaben der Auftraggeber – aus Kunstfertigkeit Kunst. Erstmals entwickelte sich aus einem Handwerk eine selbstständig angewendete bildende Kunst, die sich auch auf die Plakate auswirkte. Vor allem in Frankreich herrschte um die Jahrhundertwende eine Art Aufbruchstimmung, in der Künstler wie Henri de Toulouse-Lautrec Anschläge mit hohem künstlerischem Niveau schufen.

Ab 1930 verlor das Plakat zunehmend an Bedeutung, was vor allem mit den weiterentwickelten Drucktechniken im Zeitschriftenbereich zusammenhing, die immer mehr Zulauf von Werbetreibenden erfuhren. Im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg erfuhren Plakate dann aber vor allem im politischen Bereich eine Renaissance. Die Amerikaner nutzten sie als günstige und oft einzige Möglichkeit, um die Bevölkerung zu informieren. Der Satz „to whom it may concern“ war für viele Deutsche das erste Englisch, das sie zu Gesicht bekamen. Seitdem haben Plakate als primäre Ansprache an die Öffentlichkeit ihre Bedeutung nahezu komplett verloren.

Messeplakate als vorweggenommene Zukunftsutopie

Es ist unserer geliebten Werbewirtschaft zu „verdanken“, dass wir weiterhin von Plakaten umringt sind. Gerade Messe- und Filmplakate hatten in den Jahren nach dem Krieg eine enorme Wirkung auf die Bevölkerung. Sie waren zukunftsorientierte Visualisierungen des Wiederaufbaus und der wirtschaftlichen Erholung. Messeplakate waren deswegen weder humoristisch noch marktschreierisch. Sie sollten nicht vordergründig überzeugen oder zum Handeln auffordern, sondern einfach zeigen: Hier passiert etwas. Sie nahmen die Zukunft des Wirtschaftswunders vorweg, vielleicht auch ein wenig als self fullfilling prophecy. Auch das Wording war klar auf Zukunft ausgerichtet: „Was wir bringen“, „Constructa“ oder „Abstracta“ waren Begriffe, die den Weg weisen sollten. Weltkugeln signalisierten Internationalität und sprachen den Menschen aus der Seele: wir sind wieder wer.

Und heute? Trotz der Dominanz elektronischer Formate bleibt uns das Plakat weiterhin erhalten, wenn auch weniger als Hoffnungsbotschaft denn als profane aufgeblasene Werbeanzeige in XXL. Es erfreut sich aber auch noch immer großer Beliebtheit bei den Wildplakatierern aus der alternativen politischen und aus der Veranstaltungsszene. Wenn auch weniger berechenbar als Werbung im Radio, Fernsehen oder den Printmedien, sind sie durch ihre schlichte Größe und Omnipräsenz weiterhin schlicht auffälliger als Anzeigen. Sie lassen sich – unabhängig von den kommerziellen Verbreitungskanälen– schnell und relativ günstig mit großer lokaler Wirkung verbreiten. Sieht so aus, als würde uns das Plakat noch lange erhalten bleiben. In welcher Form und mit welcher Botschaft – das wissen allerdings nur die Sterne.

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