Das sind doch die mit den Selfies

Ja, es gibt sie: Die Andersmacher. Sie fallen auf, stellen das Jetzt in Frage, gehen gegen Trägheit an. Der Dienstwagen ist unwichtig, der Titel spielt keine Rolle. Überstunden soll es möglichst keine geben, dafür zählen Freizeit und der hierarchiefreie Umgang miteinander. Nachhaltig soll die Arbeit sein, sinnvoll auch. Anders-Sein heißt nicht-gewöhnlich zu sein. Unser Praktikant fragt mich, wie denn im September das Wetter sei. Warum? Weil er, wenn die Sonne scheint, nicht arbeiten möchte. Er ist 25 Jahre alt, ich fast 40. Da fällt mir ein: Das sind doch die Facebook-Junkies, die Traumtänzer, die Selbstverwirklicher. Oder welchen Namen man ihnen auch immer geben möchte.

Über keine andere Altersklasse wird derzeit so viel geschrieben.

 Akademiker zwischen 25 und 35 Jahren wollen etwas erreichen, heißt es, aber nicht mehr zu jedem Preis. Immer mehr junge Menschen fragen ihre Arbeitgeber nach Auszeiten, einer Vier-Tage-Woche, oder sie möchten von zu Hause aus arbeiten. Die meisten Studenten machen ihren Abschluss nicht in der Regelstudienzeit, schreibt die FAZ. Trotzdem sind sie keine Bummelstudenten: Sie gehen ins Ausland, gründen ein eigenes Unternehmen oder eine Familie. Sie nehmen nur eine Stelle an, die zu ihrer Lebenssituation passt.

Anders-Sein heißt neue Wege zu gehen. Abseits der Norm.

 Andersartige stellen gängige Vorstellungen in Frage und rütteln an den Grundfesten unseres kulturellen Wertesystems. Unternehmen hingegen haben ein Abwehrsystem, das jede neue Idee zunächst wie eine Störung behandelt. Der ECON-Verlag sagt: Neue Ideen werden zuerst ignoriert, dann bekämpft, später kopiert. Der Verlagschef lud vor kurzem auf eine Konferenz für Andersmacher ein. Ein voller Erfolg. Im Vorfeld erklärte eine Hundertjährige in einem Video den Internet-Job ihres Enkels.

Ja, es besteht ein Bedarf an Andersmachern.

Denn: Es braucht Menschen, die uns voranbringen und ihre Ziele konsequent verfolgen. Talent wird gerne gefeiert, aber massiv überschätzt. Wer sich auf das konzentriert, was er wirklich will, kommt weiter – das sagt der ehemalige Basketballprofi Christian Fischer. Viele haben bei ihren Eltern gesehen, wohin ein Leben nach der Norm führen kann: Burnout, gescheiterte Ehe, keine Zeit für Familie. Die Beurteilung der vorgelebten Modelle fällt nicht selten radikal aus. Der Beststeller-Autor Timothy Ferriss plädiert sogar für eine 4-Stunden-Woche. Ganz allein kann er mit seinem Wunsch nicht sein: Sein Buch schaffte es immerhin auf Platz Eins der New York Times-Beststellerliste.

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Apply to DESIGNERDOCK!

Abonnieren Sie unseren Newsletter

WIR FREUEN UNS VON DIR
ZU HÖREN!

Kontaktiere uns ganz einfach über unsere Formulare, per E-Mail oder einen Anruf.