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Die Wahrheit über „New Work“ – Gibt es sie überhaupt? Und was bedeutet „New Work“ wirklich?

Geht es um die Zukunft der Arbeit taucht immer wieder ein Schlagwort auf: New Work. Dem Begriff lässt sich scheinbar so ziemlich alles zuordnen, was unser Verständnis von Beruf und Leben in Frage stellt: Flexibilität, Agilität, Work-Life-Balance oder Arbeitswelt 4.0. So sind in vielen Unternehmen Maßnahmen zur „Neuen Arbeit“ en vogue. Doch was bedeutet New Work wirklich? Und wie ist der aktuelle Stand der Diskussion im deutschsprachigen Raum?

Die digitale Arbeitswelt verändert komplett unsere Auffassung, wie wir leben und arbeiten. Viele Unternehmen überdenken ihre Arbeitsweise daher vollständig. Wer sich mit dem Schlagwort New Work beschäftigt, merkt schnell: Darunter versteht jeder etwas anderes. Remote, Teilzeit, flache Hierarchien, Digitalisierung, Agilität, Open Space, Co-Working, familienfreundliche Arbeit – all dies und noch viel mehr. Die Missverständnisse sind groß.

Was bedeutet New Work?

„New Work“ hat seinen Ursprung in der Philosophie. Eingeführt hat den Begriff Professor Dr. Frithjof Bergmann: Anfang der achtziger Jahre forschte der Sozialphilosoph über das klassische Lohnarbeitssystem und entwickelte ein Alternativmodell. Er nannte es „Neue Arbeit.“ Bergmann geht es um die Vision einer humaneren und lebenswerten Zukunft.

Bergmann ist der Auffassung, dass jeder Mensch eine Arbeit in Übereinstimmung mit seinen eigenen Wünschen, Hoffnungen, Träumen und Begabungen finden kann. Die derzeitigen starren Arbeitsmodelle stünden dem entgegen, sagt Bergmann, weshalb es vor allem mehr Flexibilität bedürfe. Die Tatsache, dass in so kurzer Zeit die Automatisierungen in der Arbeitswelt zunehmen, erzwinge ein neues Denken. Bereits 1984 gründete er mit großem Erfolg das erste „Zentrum für Neue Arbeit“. Inzwischen hat sich New Work zu einer globalen Bewegung entwickelt. 

Welche Formen von New Work gibt es?

Betroffen sind drei Kernbereiche: Raum, Zeit und Organisation. Elemente von New Work sind eine moderne und demokratische Führungskultur, flache Hierarchien, hohe Agilität und flexible Arbeitsorte. Job Rotation oder der Wechsel von Arbeitsaufgaben fördern die Freiheit und Teilhabe. Neue Bürokonzepte und kreative Work Spaces ermöglichen das Arbeiten an gemeinsamen Projekten bei gleichzeitig maximaler Unabhängigkeit. Dazu zählt auch, die Arbeitszeit selbst zu bestimmen, Mitarbeiter in die Strategie mit einzubeziehen, Leistungs- und Lernziele selbst festzulegen. 

Wie hat sich die Diskussion im deutschsprachigen Raum entwickelt?

Inzwischen gibt es zahlreiche Experten zum Thema. Plattformen und Think Tanks wie Neuwerk, New Work Blog, work-smart-initiative.ch oder intrinsify.me bieten Key Note Speaker, Inspiration, Beratung und Workshops. Autoren wie Markus Väth haben ausgehend von Bergmanns Werk „Neue Arbeit, Neue Kultur“ die Thesen des Philosophen weiterentwickelt. Auch der Autor Markus Albers gehört zu den ersten New-Work-Apologeten: Seine Bücher „Meconomy“ und der Wirtschafts-Bestseller „Morgen komm ich später rein“ gelten als Standardwerke für Neues Arbeiten. 

Wichtige Konferenzen für die New-Work-Szene waren im vergangenen Jahr der New Work Award von Xing und die Work Awesome in Berlin. 

Wie sieht die Praxis aus?

Cisco Systems wurde für sein flexibles Arbeitsmodell ausgezeichnet: Die Mitarbeiter können sich nicht nur den Arbeitsort, sondern auch die Arbeitszeit frei und spontan einteilen. Das Grazer Start-up Bike Citizens hat die Vier-Tage-Woche eingeführt. Auch KPMG setzt auf neue Working Spaces. Statt Schreibtisch, Kaffeeküche und Konferenzraum gibt es flexible Räumlichkeiten, die je nach aktuellem Bedürfnis genutzt werden können. 

Was tun Agenturen? 

Tischkicker, Obstkorb, kreative Umgebung: Die Agenturwelt lebt traditionell von ihrem unkonventionellen und modernen Image. Ist das New Work? Echte Teilhabe und Flexibilität erfordert weitreichende Veränderungen. Für die Personalabteilungen in Agenturen sind die Herausforderungen hoch, New Work zu leben und ihren Mitarbeitern die gewünschte Freiheit bei gleichzeitiger Kostendeckung anzubieten. 

Für die Werbebranche, die gerade die jungen Menschen als Arbeitnehmer ansprechen will, ist der Druck hoch, den Ansprüchen des Nachwuchses gerecht zu werden. Das ist nicht immer einfach: Der Kunde erwartet Einsatz und Verfügbarkeit. Überstunden sind nach wie vor an der Tagesordnung, die Budgets zunehmend knapp. Doch immer öfter gehen auch Agenturen voran, ihre Arbeit neu und anders zu organisieren.

Was sagen die Kritiker?

So positiv die Diskussion um die Neue Arbeit ist: Inzwischen gibt es auch kritische Töne. So warnt Markus Albers davor, für die nächste Generation eine Arbeitswelt zu schaffen, die so keiner gewollt hätte. Auch Markus Väth sieht den Ruf nach Flexibilität oder Agilität kritisch: Seiner Meinung nach löse dies nur scheinbar die Probleme der Unternehmen.

Fazit

New Work bringt jede Menge Herausforderungen mit sich: Wie lässt sich Wissenstransfer gewährleisten? Wie lassen sich Aufgaben gegen Kompetenzüberschreitung abstecken? Das neue Arbeiten setzt Eigeninitiative und Kraft voraus. Der Drang nach freiheitsbestimmten Arbeiten schafft Selbständigkeit, kann aber auch die Vereinzelung fördern. Soviel Energie hat nicht jeder: Wie gehen Unternehmen mit Leistungsschwächeren um? 

Wir von DESIGNERDOCK sind davon überzeugt: New Work ist das, was man daraus macht. Angesichts von Fachkräftemangel, digitaler Transformation und Wertewandel gibt es viel zu tun. Wir brauchen neue Führungsmodelle, Veränderungen in der Organisation und Teamarbeit und familienfreundliche Ideen zur besseren Vereinbarkeit von Arbeit und Leben – egal, ob in Agenturen oder Unternehmen. 

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