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Dockblog - Die Arbeitswelt der Kreativen

©pic by trisha / shutterstock.com

So gelingt Home-Office

Wenn von New Work gesprochen wird, fällt ganz sicher auch der Begriff Home-Office. Von zu Hause aus zu arbeiten, hat viele Vorteile. Birgt aber auch ein paar Gefahren. Wie Home-Office gelingt, damit hat sich Linda Graze, Geschäftsführerin vom Designerdock-Team Stuttgart beschäftigt.

Home-Office klingt für viele Menschen verheißungsvoll. Kein nerviges Rumgondeln in den Öffentlichen oder im Auto. Selber entscheiden, wie man den Arbeitstag gestaltet. Keine Kolleg*innen, die neben einem quatschen, wenn man sich wirklich konzentrieren muss. Gelassener Privatleben und Beruf vereinbaren. Mehr Zeit. Mehr Autonomie. Mehr Zufriedenheit. Home-Office, auch Telearbeit genannt, hat in Deutschland ein gutes Image. So gut, dass das Bundesarbeitsministerium 2019 sogar ein Recht auf Home-Office diskutierte. Dafür, dass Home-Office so gerne debattiert wird, wird es überraschend selten umgesetzt. Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bieten 26 % aller Unternehmen ihren Mitarbeiter*innen die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten. Doch nur 12 % aller Arbeitnehmer*innen nutzen das Angebot und dann auch nur gelegentlich. Die Trennung von Arbeit und Privatem ist für 56% der Befragten ein Argument gegen das Modell Telearbeit. Die Befürchtung, die Arbeit vom heimischen Schreibtisch könnte die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben auf ungute Weise aufweichen, ist sogar begründet.

Die dunkle Seite des Home-Office

Die Probleme fangen schon morgens an. Kein Arbeitsweg bedeutet für viele, dass sie schwerer in die Gänge kommen. Denn das Licht in der Wohnung reicht nicht aus, um uns richtig wach zu machen. Außerdem sorgt ein räumlicher und zeitlicher Abstand zwischen beiden Lebensbereichen wie ein emotionaler und mentaler Puffer. Der Weg macht es leichter, umzuschalten. Abschalten, die Arbeit hinter sich lassen, das ist die größte Herausforderung für die Telearbeiter*innen. Zu diesem Ergebnis kommt das wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO), das untersucht hat, wie sich flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte auf die Gesundheit und das Wohlbefinden auswirken. 42 % der befragten Telearbeiter*innen denken auch außerhalb der Arbeit über Schwierigkeiten und Probleme im Beruf nach. Außerdem berichteten 73,4% von Erschöpfung, 67,5 % sind nervös und schnell gereizt. Den Kolleg*innen, die konsequent im Büro arbeiten, geht es in allen Fällen deutlich seltener so.

Im Home-Office arbeiten viele Menschen tatsächlich konzentrierter und produktiver. Und sie arbeiten mehr. Während im Büro auch mal informell geplauscht wird, achten viele Telearbeiter*innen anscheinend penibler darauf, was sie zur Arbeit rechnen und was nicht. So kommen sie im Schnitt auf 40,8 Stunden, bei den Büroarbeiter*innen liegt die tatsächlich geleistete Arbeitszeit dagegen im Schnitt bei 35 Stunden. Für die Arbeitgeber klingt das erst einmal gut. Doch Studien zeigen, wie wichtig gerade informeller Austausch für das Team und die Innovationskraft eines Unternehmens ist. Zum Leid der Telearbeiter*innen wird ihre Leistung zudem sogar weniger wahrgenommen. 

Die großen Unterschiede zwischen den Telearbeiter*innen und den Büroarbeiter*innen haben das WIdO erstaunt. Sie raten den Unternehmen zu einem besonders achtsamen Umgang mit Mitarbeiter*innen, die regelmäßig von zu Hause aus arbeiten. Abgrenzung müssen viele Menschen erst lernen. Dabei können Unternehmen ihre Mitarbeiter*innen zum Beispiel durch Kurse in Zeit- und Selbstmanagement oder einen regelmäßigen Austausch unterstützen.

Acht Tipps, wie Home-Office gelingt

Wie die Arbeit von zu Hause gelingt, damit hat sich der Arbeitspsychologe Frank Berzbach beschäftigt. In seinem Buch „Kreativität aushalten“ rät er dazu, sich selbst eine feste Struktur zu geben. Die beginnt damit, vor der Arbeit und danach eine kleine Runde draußen zu drehen. Schon 15 Minuten frische Luft und Tageslicht reichen, damit der Körper morgens merkt, das Tag ist. Regelmäßige Arbeitszeiten sind ebenso wichtig wie eine Atmosphäre, die Ruhe und Konzentration ausstrahlt. Der Küchentisch, neben dem sich das Geschirr vom letzten Abend stapelt, ist nicht unbedingt das richtige Arbeitsumfeld. Wer keinen Schreibtisch zu Hause hat, kann auch den Esstisch im Wohnzimmer zum Arbeitsplatz umfunktionieren. Dabei hilft es, eine Tischseite zur Arbeitsseite zu bestimmen und hier nur zu sitzen, wenn man arbeitet. Nach Feierabend sollten alle Materialien in einer Kiste oder einem Korb landen. Hauptsache, man wird nicht ständig von herumliegenden Notizen, Akten und Entwürfen an die Arbeit erinnert. Außerdem sollte man morgens immer mit dem Wichtigsten beginnen. Auch wenn lauter Kleinkram auf der To-do-Liste lockt oder die Wäsche gewaschen werden könnte. 

Home-Office bedeutet auch im Unternehmen, neue Spielregeln zu etablieren. Klare Absprachen zwischen dem Arbeitgeber und den Telearbeiter*innen helfen dabei, dass die Arbeit von zu Hause nicht zum Albtraum wird. Falsche Erwartungen und Ängste können so aus dem Weg geräumt und Themen wie die Arbeitszeiten und Grenzen der Erreichbarkeit können geregelt werden. 

Am wichtigsten dafür, das die Arbeit von zu Hause gelingt ist vielleicht, das Home-Office eine Möglichkeit ist und kein Muss. Wenn Mitarbeiter*innen die Freiheit haben, sich auszusuchen, von wo sie wann arbeiten. Nach ein paar Tagen Arbeit am heimischen Schreibtisch sind der Weg ins Büro und die Mittagspause mit den Kolleg*innen oft wieder eine willkommene Abwechslung.

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