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Dockblog - Die Arbeitswelt der Kreativen

©pic by shutterstock/taniascamera

Wie lange wollen wir arbeiten? Und wieviel Arbeit ist gut für uns?

Es gibt nicht nur viele Menschen, die gerne weniger arbeiten würden, als sie müssen – etwa die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer fühlt sich vorm Burn-out bedroht –, sondern auch solche, die gern mehr arbeiten würden. Und dann gibt es in zunehmendem Maße solche, die mehr oder weniger selbst in die Hand nehmen, wie viel sie arbeiten. Mitunter weil sie denken, dass ihnen mehr Arbeit nicht gut tun würde. Aber wieviel Arbeit ist denn wirklich gut für uns? Auf diese Frage gibt es ganz unterschiedliche und teilweise überraschende Antworten.

 

Quiet Quitting und Acting Your Wage

 

Aus den USA schwappte zuletzt eine Bewegung unter Arbeitnehmenden zu uns herüber, die sich zunächst als „Quiet Quitters“ bezeichneten. Diese vorwiegend der Generation Z angehörigen Menschen sprechen inzwischen auch oft von „Acting Your Wage“ anstatt „Quiet Quitting“. Beide Begriffe sind zunächst irreführend Bei „Quiet Quitting“ denken wir häufig an die sogenannte „innere Kündigung“, bei der man innerlich bereits mit seinem Arbeitsverhältnis abgeschlossen hat, und die zumeist eine tatsächliche Kündigung mit sich bringt oder gar provoziert. Auch „Dienst nach Vorschrift“ ist eine gängige Übersetzung, bedeutet ursprünglich aber ebenfalls etwas anderes.

 

Während der „Dienst nach Vorschrift“ oft wider besseres Wissen erfolgt und den Betrieb mitunter absichtlich sabotiert, wollen die „Quiet Quitter“ einfach ein Zeichen gegen die auch in unseren Breiten vorherrschende „Hussle Culture“ setzen. Das bedeutet, sie wollen es weniger selbstverständlich machen, dass wir weit über unsere eigentliche Arbeitszeit hinaus arbeiten und rund um die Uhr erreichbar sind. Solches Zuviel-Arbeiten scheint bei einem Top-Manager-Gehalt angebracht, beim durchschnittlich bezahlten Arbeitnehmer aber nicht. Genau das meint die aktuelle Bewegung mit „Act Your Wage“* „Verhalte dich deinem Einkommen entsprechend“. Ursprünglich bedeutet auch das etwas anderes, nämlich dass man finanziell nicht über seine Verhältnisse leben sollte, wird hier aber auf das Arbeitsverhalten bezogen.

 

Alles in allem geht der Trend vor allem unter jüngeren Arbeitnehmenden dahin, dass Stress nicht mehr als schick, sondern als ungesund empfunden wird, und dass eine gute Work-Life-Balance als wichtiger gilt als eine steile Karriere. In den USA zählt sich einer Umfrage zufolge jeder fünfte Arbeitnehmer zu den „Quiet Qitters“.

 

Über- und Unterbeschäftigung

 

Neben den etwa 5 Millionen Menschen, die hierzulande Überstunden leisten – also mehr arbeiten als ihre Arbeitsplatzbeschreibung beinhaltet – gibt es aber auch noch diejenigen, die ihre vereinbarte Arbeitszeit gerne verringern würden. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung sind das etwa die Hälfte aller Arbeitnehmer, obwohl Deutschland mit einer durchschnittlichen Arbeitszeit von nur 34,8 Stunden pro Woche (laut statistischem Bundesamt) europaweit an drittletzter Stelle steht. Diesen – vorwiegend männlichen – sogenannten Überbeschäftigten steht etwa ein Siebtel der arbeitenden Bevölkerung – vornehmlich Frauen – gegenüber, das unterbeschäftigt ist, also gerne mehr arbeiten würde. Meistens spielen wirtschaftliche Faktoren eine Rolle, sowohl bei der Über- oder Unterbeschäftigung an sich als auch beim Wunsch, die eigene Arbeitssituation zu verändern. Es gibt aber auch wichtige andere Faktoren. Unter anderem die Frage:

 

Macht uns die Arbeit glücklich?

 

Ob man wiederum bei der Arbeit glücklich ist, hängt ebenfalls von unterschiedlichen Aspekten der Beschäftigung ab. Die Arbeitszeitforscher an deutschen Universitäten wissen, dass die Frage, wie viel Arbeit uns glücklich macht, sehr individuell anhand unterschiedlicher Lebensentwürfe zu beantworten ist. Allerdings wird die Möglichkeit, über die eigenen Arbeitszeiten und den Ort, an dem wir arbeiten wollen selbst bestimmen zu dürfen, auf der Suche nach dem persönlichen Glück als sehr wichtig erlebt, weil man diese Freiheit als Wertschätzung der eigenen Leitung wahrnimmt.

 

Die Wertschätzung durch Vorgesetzte und Kollegen ist generell ein sehr wichtiger, wenn nicht der wichtigste Faktor für unser Glücksempfinden bei der Arbeit. Neben der Höhe des Einkommens ist außerdem wichtig, als wie (krisen-)sicher und sinnstiftend wir unseren Arbeitsplatz empfinden.

 

Eine Überraschung hat die aktuelle Forschung für alle parat, die bisher geglaubt haben, dass unsere durchschnittliche 35-Stunden-Woche in etwa das richtige Maß sei, wenn es darum geht, unser psychologisches Grundbedürfnis nach sinnstiftender Beschäftigung zu befriedigen. Eine Langzeitstudie der Universitäten Cambridge und Salford mit 70.000 britischen Arbeitnehmern zwischen 16 und 64 Jahren hat bestätigt, dass Arbeit für unser psychisches Wohlbefinden zwar wichtig ist. Um unsere mentalen Bedürfnisse in Sachen Identität und Selbstwirksamkeit zu erfüllen, würden allerdings bereits acht (8!) Stunden Arbeit pro Woche ausreichen.

 

Ob diese acht Stunden aber auch ausreichen, um in den Flow zu kommen und Projekte, die uns am Herzen liegen, zum Abschluss zu bringen, steht auf einem anderen Blatt. Gerade in kreativen Berufen ist es wichtig, dass man genau so viel Arbeitszeit in seine Projekte investiert, dass die jeweilige Aufgabe dadurch weder zur Überforderung noch zur Unterforderung gerät. Genau diese fruchtbare Balance gilt es ganz individuell gemeinsam mit Arbeit- oder Auftraggebern – und eventuell mit Hilfe eines erfahrenen Beraters und Vermittlers wie DESIGNERDOCK – zu finden.

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