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Dockblog - Die Arbeitswelt der Kreativen

Arbeitszeit: Woher kommt die Fünf-Tage-Woche?

Montag bis Freitag, das sind Werktage, also wird dann auch gearbeitet, oder? Was uns manchmal wie ein unveränderliches System vorkommt, ist eigentlich das Ergebnis von Aushandlungen und Vereinbarungen. Umso mehr macht es Sinn, das immer mehr Menschen das Konzept infrage stellen und ein Umdenken bei der Arbeitszeit fordern.

 

Kurze Geschichte der Fünf-Tage-Woche

Die Fünf-Tage-Woche oder auch die 40-Stunden-Woche mit fünf Tagen zu acht Stunden, ist das Ergebnis von gewerkschaftlichen Forderungen und Kämpfen. Bereits seit ihrer Gründung haben Gewerkschaften sich auf die Arbeitskampffahnen geschrieben, dass weniger Arbeitszeit notwendig ist. So hieß es in einer Kampagne des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in den 50ern: „Samstag gehört Vati mir.“  Der Samstag war einer der Arbeitstage in der Industrie, doch die Arbeitszeitsenkung auf die 40-Stunden-Woche folgte schon bald.

 

Verschiedene Industriezweige reduzierten im Laufe der Jahre die Arbeitszeit weiter, in den 80ern gab es die ersten 35-Stunden-Wochen in der Metallindustrie. Arbeitszeitvorschriften pro Woche unterscheiden sich mittlerweile je nach Beruf und liegen teilweise auch knapp über den 40 Stunden. Was wir daraus mitnehmen können? Die 40-Stunden-Woche war mal eine radikale Forderung, sie ist keineswegs der beste Weg zu arbeiten und ein Produkt von Verhandlungen. Dass sie Standard geworden ist, ist der Geschichte geschuldet, nicht ihrer Arbeitnehmendenfreundlichkeit.

 

Und wann sollen Eltern heute den Kindern gehören?

Durch die Pandemie hat sich unser Verständnis von Arbeit verändert: Wir haben gelernt, dass Remote-Arbeit für viele Berufe umgesetzt werden kann, wir haben gelernt, dass systemische Veränderungen schnell möglich sind und wir haben gelernt, uns selbst besser zu managen. Eigentlich eine gute Grundlage, um die bestehenden Arbeitszeitverhältnisse infrage zu stellen. Und tatsächlich häufen sich sowohl Medienberichte als auch Studien zu den Auswirkungen der 40-Stunden-Woche. So richtig verteidigen will dieses Arbeitszeitmodell niemand. Dagegen wird eine Vier-Tage-Woche gehalten oder auch mehr Möglichkeiten aus dem Home Office zu arbeiten. Ist es wieder an der Zeit, radikalere Forderungen zu stellen?

 

Schauen wir uns noch mal den Slogan aus den 50ern an: „Samstags gehört Vati mir.“ Hier wird klar, dass es ausschließlich um männliche Erwerbstätige geht (Vati), während Mutti daheim bleibt und Sorgearbeit leistet. Die 40-Stunden-Woche basiert von daher zum einen auf der Kernfamilie, zum anderen auf einer klaren Arbeitsteilung. Diese Annahmen entsprechen heute nicht mehr der Realität. Familien teilen sich die Erwerbsarbeit, Menschen leben ohne oder mit Partner, mit und ohne Kinder, Mann und Frau sind nicht die einzige Konstellation für eine Familie. Doch dieser Vielfalt an Lebensmodellen steht eine weiterhin relativ strikte Arbeitszeitdenke gegenüber.

 

Weniger Arbeitszeit gefällt vielen

Arbeitszeit reduzieren heißt aber oft auch, dass das Gehalt sinken würden, denn es ist an die Arbeitszeit gebunden. Viele können nicht auf ihr Gehalt verzichten. Eine Vier-Tage-Woche mit einem entsprechend geringeren Gehalt (bspw. 20 % weniger Gehalt bei einer Arbeitszeit von 32 Stunden) ist finanziell ein großer Einschnitt. Dennoch interessieren sowohl jüngere Arbeitnehmende als auch erfahrenere für die Vier-Tage-Woche. Laut einer Studie sind es sogar fast Dreiviertel aller Befragten in Deutschland.  Übrigens: Klarer Favorit für den freien Tag ist der Freitag.

 

Ist Arbeitszeit vielleicht nicht der einzige Weg, um Arbeit zu messen? Wer die 40 Stunden im Büro absitzt, fühlt sich gegen Ende der Woche komplett durchgekaut. Gerade in kreativen Berufen geht es nicht nur um die Zeit vor dem Bildschirm (oder im Meeting-Raum), sondern um geistige und kreative Leistung. Vielleicht können wir uns von der Arbeitszeit als Maßgabe entwöhnen und Arbeit nicht wie in einer Industriefabrik der 50er-Jahre messen, sondern wie einen kreativen und wissensgestriebenen Beruf des 21. Jahrhunderts erfassen. Ergebnisse statt Arbeitszeit? Wahrscheinlich eher eine Mischung aus beidem, aber eine Arbeitszeit, die zu besseren Ergebnissen führt, das wünschen sich viele.

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