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Emotionaler Status: Strapaziert – Wie wir mit Angst und Stress besser umgehen können

Die Pandemie hat viele Menschen emotional aus dem Gleichgewicht gebracht. Wenn Stress zur Dauerbelastung wird, werden wir krank. Doch so weit muss es nicht kommen. Mit unseren Tipps gelingt es, aus der Stressspirale auszusteigen und wieder handlungsfähig zu werden. 

Fünfzehn ziemlich strapazierende Monate liegen inzwischen hinter uns. Die Pandemie fordert uns vielseitig heraus. Corona hat unseren Alltag komplett auf den Kopf gestellt und keinen Teil unseres Lebens unberührt gelassen: Familie, Freundschaften, Gesundheit, Arbeit, Freizeit, Routinen, Zukunftspläne. Dass wir auf den Einbruch einer plötzlichen, so umfassenden und weitreichenden Entwicklung mit Unsicherheit, Angst, Erschöpfung und Niedergeschlagenheit reagieren können, ist normal. Die Situation anzunehmen, einem Umgang mit der Unvorhersehbarkeit zu finden und mit Vertrauen und Zuversicht in die Zukunft zu blicken, ist keine leichte Übung. In Umfragen berichten 55 % der Befragten von Gefühlen der Unsicherheit, 70 % fühlen sich emotional belastet. Die Pandemie hat teilweise psychische Erkrankungen verstärkt oder ausgelöst. 

Arbeit, Corona, persönliche Krisen – Wenn Stress zur Dauerbelastung wird 

Jetzt, da die Inzidenz das erste Mal unter den Stand von Oktober 2020 gefallen ist, die Außengastronomie wieder öffnet, Kultur und Sport wieder möglich werden und mehr den Anschein einer langersehnten „Normalität“ macht, geraten die emotionalen Strapazen des vergangenen Jahres aus dem Blick. In einem Interview weist die Psychologin Anneliese Aschauer-Pischlöger darauf hin, dass sich die psychischen Folgen bei manchen jedoch erst jetzt zeigen werden. Denn im Krisenmodus neigen Menschen dazu, zu funktionieren und brechen erst zusammen, wenn die akute Situation vorüber ist. Ebenso gelingt es nicht allen, aus dem Zustand der Dauerbelastung einfach wieder auszusteigen. Das beobachtet die Ärztin Sandra Quantz immer wieder in ihrem Praxisalltag und hat darum ein Buch mit dem schönen Titel „Arbeit darf nicht krank machen“ geschrieben. 

Ein Arbeitsalltag, in dem man sich ständig neuen Anforderungen anpassen muss, der von Zeitdruck, verhärteten Konflikten oder einer wirtschaftlich unsicheren Unternehmenssituation geprägt ist, setzt vielen Menschen zu – auch ohne Pandemie. Mit Corona sind Homeoffice, Kinderbetreuung oder Kurzarbeit erschwerend hinzugekommen. Nicht nur unsere Psyche reagiert auf Stress, auch unser Körper. Der antwortet mit alten Überlebensinstinkten – Angriff, Flucht, Erstarren. In diesem Modus ist es schwer, noch klar zu denken. Schwierig wird es, wenn sich dieser Zustand verstetigt und es nicht mehr gelingt, sich aus der Belastung oder Angst herauszumanövrieren. Dann werden wir krank. In einem Interview mit der Zeit betont Sandra Quantz wie wichtig es darum ist, den Zustand der Dauerbelastung zu stoppen. Ihre Patienten schreibt sie in solchen Fällen erst einmal krank. Manchen hilft eine Pause, andere merken dann erst so richtig, wie erschöpft sie sind. 

Dem Säbelzahntiger begegnen – Tipps für einen besseren Umgang mit Angst und Stress 

Wenn der Stress nicht mehr nachlässt? „Wenn unser Hirn den Säbelzahntiger“, wie Sandra Quantz am Beispiel der Arbeit sagt, mit bestimmten Situationen gleichsetzt? Wenn mehr und mehr zur Bedrohung für unser emotionales Gleichgewicht wird? 

Sandra Quantz empfiehlt ein DIY-Kurprogramm. Tun, was einem guttut. Sich Ruhe ohne schlechtes Gewissen erlauben. Dennoch sollte man die Tage gut strukturieren. Regelmäßig bis mittags im Bett zu bleiben ist keine gute Idee, sondern kann die Antriebslosigkeit verstärken. Auch helfen gesunde Ernährung, Spaziergänge in der Natur, Sport, Yoga, Entspannungsübungen oder Freunde. Entscheidungen mit großer Tragweite zu fällen, bevor man ausgeruht und wieder klar sieht, davon rät die Ärztin ab. Führt das DIY-Kurprogramm nicht aus dem Gefühl der Dauerbelastung und Erschöpfung oder Angst heraus, dann ist womöglich professionelle Beratung, ein Coaching oder eine Therapie gefragt. Therapeutische Ansätze wie Somatic Experiencing setzen beim Körper an und helfen, die körperliche Stressreaktion besser zu regulieren. 

Sich aus dem Belastungszustand wieder heraus zu steuern, indem man Angst, Sorgen oder Wut bewusst wahrnimmt, ohne sich von den Gefühlen überrollen zu lassen, kann man lernen, versichert auch die Psychologin Anneliese Aschauer-Pischlöger. Ein erster Schritt ist, den Stressreaktionen des Körpers zu begegnen. Dabei können Klopf- oder Atemübungen helfen. Danach gilt es, wieder handlungsfähig zu werden. Jede:r weiß, wie es sich anfühlt, den Dingen gewachsen und hoffnungsvoll zu sein. Bewusst in diesen zuversichtlichen, guten Zustand zu wechseln, kann für manche etwas Übung erfordern. 

In akuten Stresssituationen hilft es, sich kurz aus der Situation zu nehmen und somit Zeit zu gewinnen, um zu erkennen, was gerade los ist. Ein paar Mal tief durchzuatmen schafft Distanz. Hat man sich etwas beruhigt, dann ist oft das Beste, erst einmal lösungsorientiert zu handeln. Hinterher kann man sich anschauen, wie die ungute Situation entstanden ist und wie es nächstes Mal besser gehen kann. Überhaupt scheint ein Schlüssel in der Bewältigung von Belastung und Stress in der Fähigkeit zu liegen, ungute Situationen und Gefühle anzunehmen und mit Blick nach vorn auf sie zu reagieren. Was kann ich tun ist dabei genauso wichtig wie: Was kann ich lassen? Denn oft setzen wir uns mit Dingen, die nicht unbedingt nötig sind, noch zusätzlich unter Druck. 

Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Was sie uns mitunter abverlangt, aber auch lehren kann: Mit den Unvorhersehbarkeiten zu tanzen. Eine Fähigkeit, die das Leben insgesamt leichter machen kann. 

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