Feedback braucht Etikette.
Wie wir miteinander umgehen zählt
In jedem Arbeitsprozess braucht es Feedback. Wir kennen das aus dem Vermittlungsalltag, wo wir darauf angewiesen sind, dass wir wissen, wie es Bewerbenden und Unternehmen mit dem Prozess ging.
Feedback und offener Austausch sind so wichtig. So entstehen Beziehungen, lassen sich Verbesserungen finden und neue Perspektiven aufmachen. Braucht Feedback so was wie eine Etikette? Wir finden schon. Denn Feedback heißt auch Beziehungspflege und eine starke Beziehung kann viel mehr erreichen. Kreatives Business ist auch immer ein people business, egal, ob es um Inhalte, Ausschreibungen oder die Zusammenarbeit geht.
Zeit für Feedback nehmen
Letztlich geht es in der Zusammenarbeit darum, etwas Konkretes zu entwickeln: ein Dokument, einen Text, ein Design oder den Verlauf einer Bewerbung. Feedback ist dabei mehr als nur positive oder negative Rückmeldung – es ist ein inhaltlicher Dialog.
Feedback macht man nicht nebenbei – weder Feedback geben noch Feedback verstehen. Weil Feedback immer auch mit der Arbeit verwoben ist, die eine andere Person macht, treffen sich im Feedback Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Wer jemandes Zeit nicht respektiert, zeigt wenig Wertschätzung für die geleistete Arbeit. Oberflächlich hingeworfene Kommentare sind selten hilfreich für das gemeinsame Ziel. Es geht beim Feedback darum zu verstehen: Was lief gut? Was lief weniger gut? Wie haben wir uns bei einer Sache gefühlt? Feedback kann eine Stimmung, ein Erlebnis oder eine nuancierte Perspektive sein.
Ein weiterer Aspekt: Feedback wird nicht nur gesendet, sondern auch empfangen und bestenfalls sorgfältig verarbeitet. Diese Selbstverständlichkeit wird in der Praxis oft übersehen. Feedback soll nicht bestrafen, sondern befähigen: Es unterstützt Menschen dabei, sich bestmöglich an aktuelle Gegebenheiten anzupassen. Entscheidend ist Kultur, oder eben wie wir innerhalb einer Organisation Feedback kultivieren – mit Respekt, Geduld und der Bereitschaft, gemeinsam zu wachsen. Jemanden zu feedbacken ist also nicht per se eine Kritik.
Feedback-Kultur auf digitalen Umwegen
Mit digitalen Kommunikationswegen geht oft auch einher, dass wir einander weniger persönlich wahrnehmen. Wir bevorzugen grundsätzlich das persönliche Screening von Kandidat*innen, denn wir glauben, dass ein direktes Gespräch uns viel über eine Person mitteilt. Gleichzeitig gibt es immer mehr Begegnungen in Video-Calls und einige Prozess-Schritte wickeln wir rein digital ab. Das heißt aber nicht, dass wir auf Menschlichkeit und Etikette verzichten müssen. Wie auch der persönliche Austausch, profitiert digitales Feedback von klaren Regeln – und klar formulierten Erwartungshaltungen. Hier helfen Fragen wie: Welches Tool brauche ich gerade? Soll ich einen Call aufsetzen, reicht eine Mail? Was will ich konkret erreichen?
Wenn ich beispielsweise die Erfahrung gemacht habe, dass eine Person, von der ich Feedback brauche, oft länger nicht antwortet, dann kann ein gemeinsames Meeting oder ein Telefonat helfen. Wenn jemand dagegen auf Details achten muss und konkrete Inhalte gefragt sind, dann kann eine Mail oder ein gemeinsames Dokument (wie ein GoogleDoc) mit Kommentaren sinnvoll sein.
Feedback einfacher mit Methode
Manchmal drücken wir uns vor Feedback, weil wir nicht wissen, wie wir es formulieren sollen. Dafür gibt es Methoden, die unsere Gedanken und Inhalte strukturieren. Hier sind drei verschiedene Methoden, die sich in unterschiedlichen Situationen bewehrt haben:
Das Feedback-Sandwich: Ein gutes Sandwich besteht aus mehreren Schichten und Belägen. Ein gutes Feedbacksandwich fängt deswegen immer mit etwas Positivem an, gefolgt von etwas Negativem und dann wieder etwas Positives. Ein Beispiel: Ich finde den Aufbau des Textes super, an einigen Stellen fehlt es noch an Details, insgesamt sind wir aber auf dem richtigen Weg.
Wer strukturiert Feedback geben muss, nutzt das SMART-Prinzip:
Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch, Terminiert.
Spezifisch bedeutet: Konkrete Beschreibung statt vager Kritik.
Messbar heißt, Veränderungen klar zu definieren.
Attraktiv formulierte Rückmeldungen motivieren.
Realistische Ziele machen Feedback umsetzbar.
Terminiert bedeutet: Klare Fristen setzen.
Beispiel: Statt "Du machst Präsentationen nicht gut" besser: "Reduziere doch deine Präsentationszeit auf 15 Minuten und fokussiere drei Kernbotschaften bis zum 15. Juni."
Das SMART-Prinzip verwandelt diffuse Kritik in so was wie konstruktive Entwicklungschancen.
Feedback ist Wertschätzung
Wir leben in einer sehr ergebnisorientierten und kommunikativ überladenen Welt. Feedback ist mehr als ein Instrument zur Leistungsoptimierung – es ist eine Brücke zwischen Menschen. Echte Wertschätzung zeigt sich nicht in perfekten Powerpoint-Präsentationen oder fehlerfreien Dokumenten. Sie manifestiert sich in der Art und Weise, wie wir miteinander sprechen, einander zuhören und gemeinsam wachsen. Ein ehrliches, konstruktives Feedback kann mehr bewirken als jede Leistungsbewertung: Es schafft Vertrauen, fördert Entwicklung und stärkt Beziehungen.
Dabei geht es nicht darum, immer nur Positives zu hören. Herausfordernde Rückmeldungen können besonders wertvoll sein – wenn sie respektvoll und mit der Intention zur Verbesserung gegeben werden. Der Unterschied liegt in der Haltung: Kritik, die verletzt, unterscheidet sich grundlegend von Feedback, das unterstützt. In einer Arbeitswelt, die zunehmend digital und oft unpersönlich wird, wird diese menschliche Dimension immer wichtiger. Die Kernkompetenz bleibt immer gleich: achtsame, empathische Kommunikation. Und die Kernprinzipien bleiben auch gleich: Feedback ist Wertschätzung, egal ob analog oder digital.
Kommentare (1)
Praxis Trainers
vor 2 Wochen