Fest oder frei? Wo liegen die Vorteile?

In kaum einem Bereich arbeiten so viele Freelancer wie in der Medien- und Werbebranche. Allein DESIGNERDOCK hat im vergangenen Jahr mehr als 4.000 freie Mitarbeiter vermittelt. Diese Tendenz nehmen wir zum Anlass, dieses Thema ein bißchen zu beleuchten.

Die Gründe für den Boom an freien Mitarbeitern sind vielfältig. In den klassischen Medienberufen, vor allem im Journalismus, hat diese Entwicklung viel damit zu tun, dass feste Stellen rar geworden sind. Die unbefristete Festanstellung als der Traum vom Arbeitsglück ist eben besonders in den kreativen Berufen eher vom Aussterben bedroht. Das mag so manchen zur Selbstständigkeit ermutigen. Dabei geht es nicht nur um den Job, sondern auch um die Frage, wie man eigentlich leben will. Menschen, die eine gewisse Sicherheit brauchen, feste Urlaubstage wollen und lieber nach klaren Anweisungen arbeiten, sollten von einem freien Arbeitsleben lieber die Finger lassen.

Ein weiterer klarer Vorteil einer festen Stelle ist wiederum die Absicherung im Krankheitsfall und dass die Verantwortung für das Neugeschäft beim Arbeitgeber liegt. Die Selbstständigkeit kann dafür mehr Freiheit bringen. Lästige Kleiderordnungen oder semi-fröhliche Betriebsausflüge fallen weg. Im Idealfall kann man sich irgendwann seine Projekte selbst aussuchen. Das verlangt aber auch eine gewisse Selbstdisziplin, eine gute Zeitorganisation und Finanzplanung, was eben auch nicht jedermanns Sache ist. Man kann über die Vor- und Nachteile sicher viel diskutieren. Ob nun gezwungenermaßen oder aus freier Entscheidung: wichtig ist aber in jedem Fall, dass man sich gut vorbereitet und anfangs nicht gleich aufgibt. Denn auch das braucht ein Freelancer: einen langen Atem. Schließlich ist man noch stärker als Angestellte/r von der konjunkturellen Situation abhängig und muss in der Lage sein, Anlaufschwierigkeiten und konjunkturell bedingte Durststrecken zu überstehen.

Aktuell ist die Lage am Markt für Freelancer sehr gut. Bei den Agenturen gibt es eine gute Auftragslage, aber meist nur in Form von Projektgeschäft. Der Bedarf an befristeter Arbeitskraft ist hoch und Freie profitieren davon. Doch das Blatt kann sich wieder wenden. Und dann sind sie die ersten, die ihre Aufträge verlieren. Ein weiteres Phänomen beobachten wir im Online-Segment. Der Bereich hat sich überproportional entwickelt und Arbeitgeber würden gerne mehr Leute einstellen. Online-Profis arbeiten dieser Tage aber lieber frei, da sie so ein deutlich höheres Honorar erzielen können. Warum für 4.000 Euro monatlich arbeiten, wenn ich 500 Euro Tagessatz bekommen kann und bis Ostern ausgebucht bin? Das kann für die aktuelle Lebensphase gut passen (jung, unabhängig, gesund...), also ruhig mal die Konjunkturwelle reiten. Doch unterm Strich sollte man immer daran denken, dass jede Phase mal ein Ende haben kann, die Vorsorge für das Alter und die Absicherung einer eventuellen Familie aber kontinuierlich gewährleistet sein muss.

Kommen wir in diesem Zusammenhang aber noch zu einer weiteren Beschäftigungsart, nämlich der "Scheinselbstständigkeit". Von Politik und Gesellschaft offiziell kritisiert, ist es doch ein weit verbreitetes Phänomen, das sich in allen Branchen, ob Bauwesen, IT und zunehmend auch in den Medien findet. Dabei beschäftigen nicht nur Agenturen, Redaktionen oder kleinere mittelständische Unternehmen Mitarbeiter auf dieser Basis, sondern auch Großkonzerne. Auf den ersten Blick mag diese Beschäftigungsart für beide Parteien Vorteile bringen und vielleicht sogar Arbeitsplätze schaffen. Das Unternehmen spart dabei die kostenintensiven Sozialabgaben, die Mitarbeiter haben, wenn sie geschickt sind, unterm Strich sogar mehr Geld zur Verfügung. Per Definition ist nach SGB Paragraph 7, Absatz 1, selbstständig wer "seinem Arbeitgeber nicht weisungsgebunden und nicht in die Arbeitsorganisation eingebunden ist." Projekte sind hier zeitlich begrenzt. Der freie Mitarbeiter kann seine Arbeit selbst einteilen und ist nicht angestellt. Was eben auch einer der erheblichen Vorteile für Freelancer gegenüber Festangestellten ist. Der Begriff zeigt aber auch gleich das Problem: Hier wird getrickst. Schein-Selbstständige sind eben nicht frei und müssten eigentlich fest angestellt werden. Der schöne Schein ist auch nicht unbedingt ein Kavaliersdelikt. Wenn die Sache auffliegt, kann es richtig teuer werden. Es kann zu Nachzahlungen von Sozialversicherungsbeiträgen kommen. Unter Umständen macht sich das Unternehmen sogar strafbar, wenn das ganze vorsätzlich geschieht.

Vertiefende Informationen zum Thema Scheinselbstständigkeit findet ihr auch auf unserer Webseite unter der Rubrik »Arbeitsrecht« und in einem kürzlich veröffentlichten DOCKBLOG-Artikel haben wir für neu gestartete Freelancer wertvolle Gründertipps zusammengetragen.

 

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