© pic by Brooke Lark on Unsplash.com

Flache Hierarchie - Wer hat das Sagen?

Die Sehnsucht nach möglichst viel Freiheit im Job ist keine Flause der Generation Y, sie ist ein gesellschaftlicher Trend. Welche Vorteile flache Hierarchien für Unternehmen und ArbeitnehmerInnen haben, wie es richtig schiefgehen oder gelingen kann, damit hat sich Lars Bischoff vom DESIGNERDOCK-Team aus Düsseldorf beschäftigt.

Eigene Initiative zeigen, mitgestalten können, sich selbst organisieren, diese Wünsche an den Job und das Arbeitsumfeld haben nicht nur junge Kreative. Weg von allzu starren Hierarchien wollen immer mehr ArbeitnehmerInnen. Wie eine 2017 veröffentlichte Studie von Stepstone und der Personalberatung Kienbaum zeigt, bevorzugen 80% der befragten ArbeitnehmerInnen flache Hierarchien. Als solche definierten die Studienmacher Strukturen, in denen die direkte weisungsbefugte Instanz der MitarbeiterInnen die Geschäftsführung ist. Je weniger Vorgesetzte es gibt, umso gleichberechtigter scheint das Team, umso lockerer der Umgang, umso größer die Gestaltungsfreiheit im Job, die Zufriedenheit, Kreativität und Innovation. Bei all den Vorteilen, die flache Hierarchien für ArbeitnehmerInnen und Unternehmen haben, übersieht man leicht, dass sie jedoch keinen hierarchiefreien Raum markieren.

Vom Scheitern flacher Hierarchien

Die flache Hierarchie beschreibt also erst einmal eine Organisationsstruktur. Und sie bedeutet nicht, dass ein Unternehmen seine MitarbeiterInnen sich selbst überlassen kann. Wie schief es gehen kann, wenn ein Team sich organisieren soll, illustriert der Fall der Firma Ingman.

In der Septemberausgabe der brand eins beschreibt der Geschäftsführer Morris Hebecker sein grandios gescheitertes Experiment“. Sieben junge Spiele-Designer hatten an der Uni ein interessantes Projekt entwickelt. Hebecker gründete für die Absolventen eine eigene GmbH, von der konkreten Aufgabenstellung übers Budget bis zum Zeitmanagement ließ er dem Team freie Hand. Das Unternehmen scheiterte. Am Ende hatten die Spieleentwickler mehr Zeit ins Zocken investiert als in den Aufbau der Firma. Es scheint leicht vorstellbar, dass es auch eine ziemliche Überforderung darstellen kann, wenn man mal eben ins kalte Wasser geworfen wird. Vor allem wenn man am Anfang seiner Karriere steht, noch nie wirtschaftlich denken musste oder kein ausgeprägtes Gründernaturell hat.

Vom Gelingen flacher Hierarchien

Eigenverantwortung können die meisten am besten zeigen, wenn Ihre Aufgaben und Ziele klar definiert sind und sie diese mitbestimmen konnten. Das belegt auch die Studie. Klare Absprachen statt Kontrolle. Ist der Rahmen abgesteckt, schreckt fast niemand davor zurück, die Fläche zu bespielen und das Vorgehen selbst zu entscheiden.

Flache Hierarchien sind also mehr als Du und eine offene Bürogestaltung. Werden sie eher behauptet als gelebt, bilden sich häufig kontraproduktive Schattenstrukturen. Die Theaterpädagogin Maike Plath hat sich mit Herrschaft und autoritären Strukturen beschäftigt. Auf ihrem YouTube-Kanal zeigt sie sehr unterhaltsam, wie die Auflösung von Hierarchie scheitern kann und schlägt als Alternative ein rotierendes Führungssystem vor.

„MitarbeiterInnen konsequent einzubeziehen und Verantwortung abzugeben ist definitiv eine Herausforderung“, findet Lars Bischoff. „Gerade in inhabergeführten Agenturen können gelebte flache Hierarchien für die GründerInnen mitunter einen Kontrollverlust bedeuten, der viel Vertrauen in das Team erfordert. Flache Hierarchien zu etablieren und zu erhalten ist absolut ein Prozess.“

Ein Patentrezept für gelingende flache Hierarchien haben wir während unserer Recherche nicht gefunden. Dafür sind wir auf einige erfolgreiche, hierarchiearme Unternehmen und anregende Ingredienzen gestoßen. So setzt eine Innovationsberatung neben Vertrauen, Empathie und Transparenz u.a. auf variierende Teams und eine rotierende Aufgabenverteilung. Feste Funktionen gibt es nicht, kleine Entscheidungen trifft der oder die aktuelle Verantwortliche des jeweiligen Aufgabenbereichs, größere Entscheidungen werden per Mail oder im wöchentlichen Meeting getroffen. Wer nicht einverstanden ist, muss einen Gegenvorschlag in die Diskussion einbringen. Bei einem Softwareentwickler werden die Positionen abhängig von den Fertigkeiten der MitarbeiterInnen und den Projekten verteilt. Wer z.B. der oder die Verantwortliche ist, ergibt sich aus den Aufgaben.

Wer hat das Sagen? Im besten Fall sind alle eingebunden. Welchen Weg ein Unternehmen geht, um flache Hierarchien bestmöglich für sich umzusetzen, ist individuell. Daher möchten wir euch fragen: Wie lebt euer Unternehmen eine flache Hierarchie und welche Zutat würdet ihr gerne einmal testen? DESIGNERDOCK freut sich auf eure Kommentare.

Und wenn ihr nach Jobs in Agenturen oder Unternehmen mit flachen Hierarchien sucht oder doch lieber ganz klassisch mit Chefetage, dann beraten wir euch gern, was zu euch passen könnte oder ihr stöbert einfach mal in unseren aktuell ausgeschriebenen Stellenanzeigen und bewerbt euch gleich an einem unserer Standorte.

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Apply to DESIGNERDOCK!

Abonnieren Sie unseren Newsletter

WIR FREUEN UNS VON DIR
ZU HÖREN!

Kontaktiere uns ganz einfach über unsere Formulare, per E-Mail oder einen Anruf.