Gibt es ein Leben nach der Agentur?

Kreative gehören in die Agentur, Manager in einen Konzern. Stimmt das? Was wir wissen: Seit Jahren steigt bei DESIGNERDOCK die Nachfrage nach Jobs auf Unternehmensseite. Vor allem Nicht-Kreative versprechen sich mehr Sicherheit, hoffen auf ein höheres Gehalt und geregelte Arbeitszeiten. Doch nicht immer geht die Rechnung auf.

Marketing Manager, Kundenberater oder Digitalfreak: Bei DESIGNERDOCK betreuen wir nicht nur Kreative, sondern auch jede Menge Betriebswirte oder IT-Spezialisten. Sie suchen vor allem Unterstützung, wenn es um eine Neuorientierung geht. Und immer häufiger meinen sie damit einen Job auf Unternehmensseite.

In Agenturen bin ich als Strategieberater mit 30 Jahren schon Senior. Mit 35 Jahren will ich vielleicht Familie oder einfach mal abends früher Zuhause sein. Ist ein Unternehmen in solchen Fällen die bessere Wahl? Wie passe ich meine Weiterentwicklung an? Wie sieht es überhaupt aus: Ein Leben nach der Agentur? Wir haben für euch fünf der grössten Hürden und Missverständnisse zusammengestellt.

1. Viele Kandidaten haben falsche Vorstellungen vom Unternehmensalltag.

In einem Unternehmen gibt es eine Kantine, Betriebsausflüge und um 17 Uhr gehen alle nach Hause. Unsinn! Vorurteile dieser Art gibt es viele. Das Problem: Bewerber aus Agenturen kennen Unternehmen meistens nur als „den Kunden“. Dahinter, so meinen manche, verberge sich ein grosses, goldenes Haus, das für jeden eine  Pension (In Deutschland Betriebsrente) bereithält: Wer es einmal geschafft hat, der hat ausgesorgt.

Richtig ist: Nicht alles ist gold, was glänzt. Auch in Unternehmen wird viel und intensiv gearbeitet – und Druck ausgeübt. Das Grafikteam sitzt bis in die späte Nacht an der Präsentation für die Marketingleiterin, der Marketing Manager an der Budgetplanung für das kommende Geschäftsjahr, das Akquiseteam am Grossauftrag für einen neuen Geschäftskunden. Wer in diese Strukturen hinein wechselt, wundert sich oft, dass der Chef auch nachts noch E-Mails schreibt.

Häufigstes Zitat: „Die Intrigen im Büro machen mich fertig.“

2. Die Hierarchien können erdrückend sein

Auf Agenturseite herrscht oft Unverständnis, was die Entscheidungen der Kunden betrifft. Warum dauert es so lange, bis der Kunde liefert? Warum wählt er nicht meine mutige Knaller-Kampagne, sondern die langweilige, konservative Lösung?

Richtig ist: Der Ansprechpartner auf Kundenseite ist in den seltensten Fällen auch der Entscheider. Bei Konzernen gehen Themen bis zur Marketingleitung und zum Vorstand. Projekte dauern oft sehr lange und werden zum Politikum. Am Ende bewertet der Ranghöchste sie auf eine Art, die man selbst ganz anders sieht. Wer in diese Hierarchien hinein wechselt, fühlt sich oft ohnmächtig und tut sich schwer mit den Ergebnissen.

Häufigstes Zitat: „Wenn ich könnte, würde ich alles ganz anders machen.“

3. Plötzlich werden Zahlen und Zertifikate wichtiger als Inhalte

Wer in einem Unternehmen sitzt, wundert sich oft, wie viel er auf einmal mit Wettbewerbsanalysen, finanzielle Reports oder Controlling zu tun hat. Obwohl er vorher ebenfalls als Strategieberater gearbeitet hat, bedeutet dieselbe Bezeichnung inhaltlich jetzt etwas völlig anderes. Wo vorher die Dienstleistungsmentalität zählte, kommt es jetzt auf die saubere Bilanz der eigenen Abteilung an.

Richtig ist: Jemand, der 5 bis 10 Jahre in einer Agentur gearbeitet hat, für den wird es erst einmal schwer. Unternehmen ziehen sich ihre Leute von Anfang an heran – vom Praktikum bis zum Manager. Die eigenen Leute kennen die Kultur, die Mentalität, die Erwartungen und Eigenheiten. Wer neu in diese Welt wechselt, muss erst einmal lernen, warum Zahlen jetzt so eine grosse Rolle spielen.  

Häufigstes Zitat: „Die Weiterverrechnung innerhalb des Unternehmens versteh ich nicht.“

4. Unternehmen ist nicht gleich Unternehmen

Hauptsache weg aus der Agentur, egal in welches Unternehmen? Wenn Kandidaten pauschale Vorstellungen von ihrem neuen Arbeitgeber haben, wächst die Gefahr von Fehlentscheidungen. Ein Start-up unterscheidet sich diametral von einem internationalen Konzern. Ein Mittelständler von einem grossen Industrieunternehmen. Die Frage ist: Was passt zu mir?

Richtig ist: Pauschale Vorstellungen führen nicht weiter. Mittelständler wirken vielleicht klein und dröge, aber bieten gerne mehr Gestaltungsfreiheit. Ein Multi-Konzern taugt Menschen, denen ein kleiner Ausschnitt im grossen Ganzen reicht. Bei einem Familienunternehmen sind flexible Pragmatiker gefragt. Bei einem jungen Unternehmen dynamische Freigeister, die viel bewegen wollen – aber auch das Risiko einer Pleite mittragen. Wer in ein Unternehmen wechseln will, muss wissen, welche Form zu ihm passt.

Häufigstes Zitat: „Hauptsache Unternehmen.“

5. Die persönliche Analyse kommt zu kurz

Der eine will eine Würstchenbude am See eröffnen, der andere einen schicken Dienstwagen – und so mancher macht seine Leidenschaft zum Beruf, eröffnet ein Yogastudio oder steigt ins Familienunternehmen ein. Die wenigsten Kandidaten wissen allerdings ganz genau, wer sie sind und was sie wirklich für ein Arbeitsumfeld brauchen.

Richtig ist: Am Anfang steht die persönliche Analyse. Was für ein Typ bin ich? Welches Umfeld entspricht meiner Persönlichkeit? Das kann eine selbständige Tätigkeit sein oder ein Bürokraten-Job. Mitte 30 ist ein guter Zeitpunkt, eine solche Neuausrichtung vorzunehmen. Dazu braucht ihr allerdings die richtigen Berater. Denn wer wirklich zufrieden und erfolgreich sein will, muss seine Antworten individuell herausfinden.

Häufigstes Zitat: „Eigentlich will ich was ganz anderes machen.“

Unsere Erfahrung: Wer einmal in ein einem Unternehmen angekommen ist, der bleibt auch.

Entscheidend für die eigene Zufriedenheit sind meistens die Hygiene-Faktoren wie Gehalt, Führungsstil oder Arbeitssicherheit. Fühle ich mich wohl im Team? Werde ich gefördert? Auch wenn der Wechsel nicht unbedingt einfach ist: Je besser ihr wisst, was euch als Typ ausmacht und was ihr für eure Arbeit braucht, desto glücklicher werdet ihr im Job. Egal auf welcher Seite.

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