Google oder nicht Google, das ist hier die Frage – ein paar Alternativen

Es war im August 2006 als dem Internetriesen AOL ein folgenschwerer Fehler unterlief: Versehentlich veröffentlichte das Unternehmen die detaillierte Suchanfragen-Historie seiner Kunden. 658.000 User konnten plötzlich ihr eigenes Suchprofil im Internet abrufen und mit ihnen auch jeder andere. Niemand wurde dabei namentlich aufgeführt, die Zuordnung erfolgte über die IP-Adressen der Surfenden. Als der Skandal publik wurde, nahm der Konzern die Daten sofort aus dem Netz, aber, was auch unsere freizügige Jugend ab und an nicht bedenkt, gilt genauso hier: einmal im Netz – immer im Netz. Auf der Seite aolstalker.com kann man noch heute diese Suchanfragen recherchieren.

Ist die Speicherung von IP-Adressen harmlos?
Sind doch nur IP-Adressen, werden jetzt viele sagen. Was lässt sich damit schon anstellen? Wer wissen will, wer sich hinter einer IP-Adresse befindet, muss sich schließlich an den Provider der verschiedenen Dienste wenden. In Deutschland ist dafür ein Gerichtsbeschluss notwendig, allerdings speichert Google beispielsweise seine Daten unter amerikanischer Flagge. Wie wir wissen, ist zumindest schon mal die NSA erfolgreich mit dem Anliegen auf Offenlegung vorstellig geworden. Apple, Facebook, Microsoft und Google mussten im Zuge der Prism-Affäre zugeben, dass sie Daten ihrer Nutzer weitergegeben haben – zugeordnet über die von den Unternehmen gespeicherten IP-Adressen.

Nicht nur Kriminelle müssen mit der Durchleuchtung ihrer Daten fürchten, schließlich hat wahrscheinlich jeder von uns irgendwelche Suchleichen im Google-Keller, die er nicht in der Öffentlichkeit (Ehefrau, Arbeitgeber, Freunde) wissen möchte. Und natürlich dürfte es auch einem halbwegs talentierten Hacker nicht besonders schwer fallen, an all die schönen Daten heranzukommen. Was kann man tun, wenn einem das zu wenig Privatheit ist? Smartphone, Rechner und Tablet ins Meer werfen, in die kanadischen Wälder ziehen und im Einklang mit der Natur der Zivilisation adieu sagen? Keine Sorge, ein paar andere Möglichkeiten gibt es schon.

Wie man ohne Speicherung der IP-Adresse surfen kann
Das Hauptproblem steht gleich am Anfang. Bitte zählen Sie drei gängige Suchmaschinen auf. Neben Google... Bing? Yahoo? Mmh. Jetzt wird es schon schwierig. Und sowohl Bing als auch Yahoo speichern ebenfalls die IP-Adressen ihrer Nutzer. Aber schon die machen sich gegenüber dem Giganten Google eher wie ein Ameisenvolk am Fuße eines Elefanten aus. In Deutschland suchen nach einer Comscore-Umfrage 96 % der Internetnutzer mit Google. Das Wort googlen steht nicht von ungefähr seit einigen Jahren im Duden, ähnliche Ehre dürfte der Konkurrenz in den nächsten Jahren erst einmal nicht zukommen. Vielleicht bekommt im Zuge der neuen Entwicklungen ja die Suchmaschine www.ixquick.com den Fuß in die scheinbar fest verschlossene Tür.

Ixquick wirbt damit, die einzige Suchmaschine zu sein, die keine IP-Adressen speichert. Und wer nicht nur seine Suche, sondern seine gesamten Browser-Aktivitäten von den Fishing- und Tracking-Aktivitäten der Unternehmen fernhalten will, der kann sich einen Pro-Account zulegen und soll fortan sicher und anonym das Netz bereisen können. Eine Alternative ist auch die US-Suchmaschine https://duckduckgo.com: Sucht ein Nutzer dort beispielsweise nach "Hypothek", könnte er Werbung von Banken erhalten, sein Profil sei im Gegensatz zu Google aber verschlüsselt, versichern die Entwickler. Charmant hier für Über-den-Tellerrand-Gucker: im Gegensatz zur durchpersonalisierten Suche bei Google bekommt bei duckduckgo jeder Nutzer das gleiche Ergebnis geliefert. Bei der kalifornischen Suchmaschine http://blekko.com können die User ihre Sicherheitseinstellungen so festlegen, dass ihre Daten nicht gespeichert werden. Wenn man kein Problem damit hat, über eine Anwendung Teil der Suchmaschine zu werden und Rechnerkapazität zu spenden, kann man auch auf YaCy zurückgreifen, ein Open-Source-basiertes dezentrales und daher nahezu unzensierbares Suchmaschinennetzwerk. Mehr dazu auf http://yacy.net/de/.

Qualitativ ist es weiterhin schwer, an das massive Google-Angebot heranzukommen, aber die alternativen Suchmaschinen liefern durchaus gute Ergebnisse. Wichtig: Da hier keine privaten Daten aus Browser oder IP-Adresse ausgelesen und gespeichert werden, sollten Nutzer beim ersten Besuch unbedingt die Einstellungen auf ihre Region und Sprache anpassen. Hierfür werden anonymisierte Cookies angeboten.

Eine schön strukturierte und umfassend für alle Netzaktivitäten zusammengestellte Liste von freien Alternativen zu den überwachungs“verseuchten“ großen Namen, findet ihr auf der Seite https://prism-break.org/#de. Und wer sich für den Datenschutz im Netz näher interessiert, dem sei die umfangreiche Informationsseite der umtriebigen Nonprofit-Organisation Electronic Frontier Foundation empfohlen: https://www.eff.org.

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