Groß oder Raum? Das ist hier die Frage.

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Sich im Berufsleben als ein wichtiger Teil des Ganzen zu fühlen ist schön. Weniger schön kann es jedoch werden, wenn es von diesen "wichtigen Teilen" mindestens 15 gibt. Und das auf nur 100 Quadratmetern. Ja. Der Trend im Büroalltag geht bereits seit Längerem in eine ganz bestimmte Richtung: Weg von den "eigenen 4 Wänden" - hin zum "1 Freiraum für alle". Wie dieser Trend von innen aussieht und nach außen wirkt? Wir haben uns umgeschaut und kamen zu einem zwiespältigen Ergebnis.

Vorteile der neuen Bürolandschaften aus der Sicht des Arbeitgebers:
•    Durch die Nutzung von einer großen Bürofläche können neben unzähligen Quadradmetern bis zu 20% der Elektrizitäts- und Heizkosten gespart werden.
•    Effizienz am Arbeitsplatz, direkte Kommunikation sowie Teamfähigkeit der Mitarbeiter werden dank kurzen Kommunikationswegen gefördert.
•    Größere Flexibilität bei der Raumgestaltung bietet den Beschäftigten individuelle Entfaltungsmöglichkeiten.
•    Und das Beste: Die Mitarbeiter sind Tag für Tag in bester Chef-Sicht.

Doch die Praxis zeigt leider, dass die Menschen sich in Großraumbüros doch nicht sooo wohl fühlen, wie anfangs von den Chefs erhofft. Nicht zu letzt, weil sich die Mitarbeiter auch in ihrem Arbeitsumfeld einen kleinen Privatraum wünschen. Andererseits befürchten die Experten sogar, dass die Einsparungen durch die wirtschaftliche Flächennutzung zwar dem Portemonnaie des Arbeitsgebers gut tun. Dem Gesundheitszustand ihrer Mitarbeiter und dadurch der Gesamteffizienz am Arbeitsplatz jedoch enorm schaden. Und so schaut's aus:

Nachteile der Großraumarbeit aus der Sicht der Wissenschaft:
So haben Schweizer Forscher auf einer breiten wissenschaftlichen Basis festgestellt, dass...

•    .... 4 von 10 Großraumbeschäftigten mit ihrer "Bürosituation im Allgemeinen" unzufrieden oder sogar sehr unglücklich sind. In den Einzelbüros gagegen sind es 8 von 10 Arbeitsnehmern, die ziemlich, sehr oder (fast 50%) außerordentlich zufrieden sind.
•    ... in Büros mit mehr als 16 Mitarbeitern sich rund 80% der Befragten regelmäßig gestört fühlen. Zum Beispiel durch Gespräche oder Telefonate ihrer Kollegen. Im Vergleich dazu sind es in 2er-Büros nicht mal 30%.
•    ... die Zahl der Arbeitsunterbrechungen steigt und steigt und steigt - als eine natürliche Folge dieser Großraumentwicklung.

Nachteile der XXL-Büros aus der Sicht der Arbeitsnehmer:
•    "Die Konzentration wird durch einen erhöhten Lärmspiegel stark beeinträchtigt. Das führt, meiner Meinung nach, zu mehr Streß und dadurch weniger Produktivität." (Katrin Z. aus Berlin, Traffic)
•    "Wo es keinen räumlichen und akkustischen Rückzugsort gibt, kann es auch keine innere Ruhe geben, nicht wahr?" (Marta K. aus München, Grafik)
•    "Einige unserer Mitarbeiter sehen sich einer ständigen sozialen Kontrolle und Überwachung ausgesetzt und müssen zur Sicherung von vertraulichen Unterlagen und persönlichen Gegenständen vor Diebstahl zusätzlichen Aufwand betreiben. Totaler Unsinn, finde ich." (Klaus R. aus Leipzig, Beratung)

Doch was wäre ein (Arbeits-)Leben ohne Kompromisse?
Da fallen uns mindestens 3 gute Dinge ein, die das Leben in einem Großraumbüro zum Vergnügen machen können.
Ding 1: Überschaubare Sammelbüros, in welchen nur ein Teil der Mitarbeiter gemeinsam in einem Raum arbeitet und der andere seinen Mehr-Frei-Raum genießt.
Ding 2: Rücksichtsvolle Kollegen, die zum Führen von nicht endenwollenden privaten Telefongesprächen einfach raus gehen, zum Musikhören am besten Kopfhörer verwenden oder ihren Knoblauch-Mettwurst-Brot doch lieber ganz für sich allein genießen statt ihren Appetit mit allen anderen zu teilen.
Ding 3: Verständnisvolle Chefs, die auf ihre Mitarbeiter eingehen statt den entstandenen Problemen aus dem Weg zu gehen.

Clean-Desk oder chaotisch-kreativ?
Dass Großraumbüros nicht gleich Großraumbüros sind und dass jeder nicht nur im Leben, sondern auch am Arbeitsplatz seines Glückes Schmied ist, zeigen nicht nur Deutschlands Werbeagenturen, sondern auch Unternehmen der Zukunft. Zum Beispiel die mitarbeiterfreundliche Berliner Niederlassung von Google, die verspielte Gestaltung in grellen Corporate Design Farben bevorzugt. Der Deutsche Bundestag dagegen legt Wert auf Tradition: grüne Büropflanzen, grauer Teppich, unspektakulär geschmückt mit ein klein wenig Kunst. Und die linksalternative "Tageszeitung" (taz) lebt einfach ihre Freiheit aus. Arbeitsplatz für Arbeitsplatz, ganz individuell und am liebsten chaotisch-kreativ. Mit Dartscheibe, Landkarte und/oder T-Shirt an der Wand.

Pro oder Contra?
Und was sagt ihr zum Großraumleben und -arbeiten? Und wie sieht es auf eurem Schreibtisch eigentlich aus? Oder sehnt ihr euch vielleicht einfach nach eurer Ruhe in einem Einzel- oder 2er-Büro?

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