Infographics: Die neuen Visual Statements?
Jetzt bitte erst mal staunen: Es war bereits im Jahre 1786, dass ein Volkswirt und Ingenieur namens William Playfair seinen „Commercial und Political Atlas“ veröffentlicht und darin ordentlich mit Diagrammen geprotzt hat. Ob er der erste war, der Daten so darstellte, weiß man nicht. Es wird zumindest behauptet. Jedenfalls: Schön war die Darstellung nicht wirklich. Schön war das selbst zu unseren Schulzeiten nicht.
Gut gemacht schaffen Infographics aber wunderbare kognitive Verknüpfungen in unseren überlasteten Hirnen und erleichtert dadurch das Erfassen von komplexen Zusammenhängen, um hier mal in die Lehrersprache abzugleiten.
Über Sinn und Unsinn
Dank der Segnungen des digitalen Zeitalters und dank der Tatsache, dass nicht mehr nur Volkswirte, sondern endlich auch Designer mit viel Herzblut an der Verschönerung all der Balken, Kreise und Linien arbeiten, gibt es heutzutage geradezu überwältigend schöne Infographics, die darüber hinaus auch noch ihren Sinn und Zweck würdigen und uns mit einem einzigen Blick die Welt erklären.
Das hängt natürlich ziemlich entscheidend vom Talent und den logischen Fähigkeiten des Erstellers ab. Es hilft aber auch nicht darüber hinweg, dass inzwischen quasi alles und jedes in eine Infografik gepackt wird. Das Verhältnis von Taubenbrotkrummen im Rucksack eines Venedig-Touristen zu Steinschlaglöchern auf Korsika und der Anzahl von Vanillesamen in handelsüblichen Biopuddings(,) ist nun mal nicht unbedingt mitteilenswert. Wie überall, wenn etwas Sinnvolles zum Trend wird, herrscht oft auch Inflation.
Weniger ist mehr
Leider gilt dies auch im beruflichen Alltag. Wer keine Lust auf das Aufzählen von Stichpunkten hat und damit seinen Vortrag ansprechend vorzubereiten, glänzt eben mit einer Infografik. Die sehen schick aus und tun so, als wären sie wichtig und auf jeden Fall unersetzbar. Die Wahrheit ist da aber manchmal doch ein wenig anderswo verortet.
Bei Präsentationen sind diese Dinger nämlich genauso gefährlich wie jede andere Power-Point-Darstellung. Die geschätzte Zuhörerschaft hört nicht mehr zu, sondern liest und schaut mit.
Fakt ist: Wenn eine Infografik in der Präsentation - dann bitte so klar und so schnell erfassbar, dass der Blick sofort wieder vom Kunstwerk zu den Lippen des Vortragenden wandern kann. Ein bisschen Maß halten, das hat noch keinem geschadet.
Bei T3N findet ihr 10 hübsche Tools zur Erstellung von informationsreichen Kunstwerken.
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