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Internationale Talente: Perspektiven für das Recruiting

In der heutigen globalen Arbeitswelt werden internationale Talente dringend gesucht. Oft stehen sie jedoch vor einer Hürde: Fließende Deutschkenntnisse werden als Voraussetzung genannt, selbst zu Beginn einer neuen Stelle. Doch ist es wirklich notwendig, dass eine Grafikerin perfekt Deutsch spricht? Und welche Erwartungen dürfen Bewerber*innen an potenzielle Arbeitgeber stellen? Das Recruiting über den deutschsprachigen Raum hinaus bringt zwar neue Herausforderungen mit sich, eröffnet aber auch vielversprechende Möglichkeiten.

 

Mehrsprachiges und internationales Recruiting

 

Nicht nur in Metropolen wie Berlin oder Frankfurt finden sich internationale Talente. Viele Bewerber*innen kommen nach Deutschland und entdecken hier spannende Jobmöglichkeiten, oft in kreativen oder technischen Bereichen. Das Recruiting für Unternehmen in Deutschland hat somit eine internationale Dimension angenommen. Doch sind Arbeitgeber darauf vorbereitet?

 

Häufig klafft eine Lücke zwischen den Erwartungen im Recruiting-Prozess und der Realität der Kandidat*innen. Während es einleuchtet, dass eine Text-Position mit jemandem besetzt wird, der Deutsch auf muttersprachlichem Niveau beherrscht, gibt es viele Stellen, bei denen fortgeschrittene Sprachkenntnisse weniger relevant sind. Wer beispielsweise für internationale Kunden Design-Assets erstellt, Videos schneidet oder Code schreibt, ist nicht zwingend auf perfektes Deutsch angewiesen. Und gerade in Jobs, in denen Englisch als Arbeitssprache vorausgesetzt wird, dürfte Deutsch ja eigentlich eher zweitrangig sein oder zumindest kein Kriterium, das über eine fachliche Qualifikation entscheidet.

 

Doch wie steht es um die interne Kommunikation und Unternehmenskultur? Muss diese unbedingt auf Deutsch-Level C1 stattfinden?

 

Offenheit erschließt neue Talentpools

 

Die strikte Anforderung, dass alle Mitarbeitenden fließend Deutsch sprechen müssen, kann potenzielle Talente abschrecken – oder den Bewerbungsprozess für die Recruiter unnötig verkomplizieren, einfach weil spannende Talents verloren gehen. Der aktuelle Arbeitsmarkt ist komplex und vielfältig. Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen suchen nach Beschäftigung. In diesem Kontext wirkt es anachronistisch, wenn Unternehmen unnötig harte Sprachkriterien aufstellen, die nicht der Jobrealität entsprechen.

 

Wer einerseits gute Englischkenntnisse für eine Position fordert, andererseits aber bei den Deutschkenntnissen unnachgiebig ist, auch wenn diese für die Stelle nicht zwingend erforderlich sind, schränkt sich selbst ein. Wie so oft beim Recruiting gilt: Der persönliche Eindruck und ein ausführliches Gespräch bilden die beste Grundlage für eine Entscheidung. Eine talentierte Kreativkraft mit herausragendem Portfolio abzulehnen, nur weil ihr Deutsch nicht perfekt ist, erscheint wenig sinnvoll.

 

Anpassung der Unternehmensstrukturen

 

Um internationale Bewerber*innen erfolgreich zu integrieren, müssen Unternehmen ihre Strukturen überdenken. Hier sind ein paar Ansätze, die helfen können, wenn internationale Talents mit ihrem Portfolio anklopfen.

 

Zweisprachige Materialien erstellen: Onboarding-Unterlagen und wichtige Dokumente sollten auch auf Englisch verfügbar sein.

 

Buddy-System einführen: Erfahrene Mitarbeiter*innen mit guten Englischkenntnissen können neuen internationalen Kolleg*innen als Ansprechpartner dienen.

 

Sprachkurse anbieten: Angebote für Englischkurse für deutschsprachige Mitarbeiter*innen und Deutschkurse für internationale Talente fördern nicht nur die Sprachkompetenz, sondern auch den Teamzusammenhalt.

 

Zweisprachige Meetings abhalten: Wichtige Unternehmenstreffen könnten teilweise auf Englisch abgehalten oder zumindest die Kernpunkte übersetzt werden.

 

Mut zu neuen Talents: Auch wenn das Unternehmen vielleicht noch nie jemand eingestellt hat, der englischsprachige Materialien braucht, lohnt es sich, hier anzusetzen und neue Wege zu gehen.

 

Das sind jetzt erste Ideen und Impulse, die allgemein für unterschiedliche Organisationen gelten. Es kann also durch aus Sinn machen, einmal durchzuspielen: Was würde eine nicht-deutschsprachige Person brauchen, um sich bei uns wohlzufühlen und anzukommen?

 

Dialog über Sprachgrenzen hinweg

 

Der Schlüssel liegt darin, Sprachkenntnisse nicht als hartes, sondern als weiches Kriterium zu betrachten. Sprachen können erlernt werden, Menschen können aufeinander zugehen. Die "perfekten" Kandidat*innen gibt es ohnehin selten, und ein internationales Team bringt oft vielfältige Perspektiven und Kompetenzen mit sich.

 

Unternehmen, die offen für sprachliche Vielfalt sind und aktiv Brücken bauen, erschließen sich einen größeren Talentpool und fördern Innovation durch Diversität. In einer zunehmend globalisierten Arbeitswelt ist diese Offenheit nicht nur ein Wettbewerbsvorteil, sondern auch ein Zeichen für Zukunftsfähigkeit. Letztlich arbeitet niemand, kein Unternehmen und keine Agentur, in einem luftleeren Raum, in einem Raum, in dem nur eine Sprache gesprochen wird. Kreativität lebt vielmehr von Vielfalt, lebt von Mehrsprachigkeit und lebt von neuen Impulsen.

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