Kampfzone Arbeitsplatz – Mobbing und Bossing und was man dagegen tun kann

JoeEsco / photocase.com

Es ist feindselig, aggressiv, destruktiv und unethisch. Und es ist an der Tagesordnung: Mobbing. Auf einmal schiebt einem der Chef nur noch sinnlose Aufgaben zu, behauptet mit Hinweis auf die heuschnupfenroten Augen, man nehme Drogen oder faltet einen vor versammelter Mannschaft wegen einer Geschichte zusammen, die der Kollege vermasselt hat. Vielleicht tuscheln auch die Kollegen hinter dem Rücken, blicken durch einen durch, als sei man Luft, lassen Dateien verschwinden, rücken nicht mit notwendigen Informationen raus, werten ab, sticheln, beleidigen, schikanieren. Mobbing nennt man das, wenn es regelmäßig und mit System geschieht. Ist der Chef der Bösewicht, ist der korrekte Begriff: Bossing.

Ein schwedischer Arzt war der erste, der Mobbing als Problem publik machte
In den 1960er Jahren beschäftigte sich der Verhaltensforscher Konrad Lorenz mit dem Verhalten von durch einen Fuchs bedrohten Gänsen. Dabei entwickelte er das Wort Mobbing als Ausdruck von Gruppenangriffen von Tieren auf einen „Fressfeind“ oder einen anderweitig überlegenen Gegner. Der schwedische Arzt Peter-Paul Heynemann übertrug den Begriff auf Gruppenangriffe von Menschen auf einen von der Norm abweichenden Mitbürger. Im heutigen Sinne hat der deutsch-schwedische Mediziner Heinz Leymann Ende der 1970er als erster von Mobbing als Schikane am Arbeitsplatz gesprochen. Erst als er seine Forschungen veröffentlichte, wurde das Phänomen Mobbing von einem breiteren Publikum wahrgenommen und diskutiert. Heutzutage ist das systemmäßige Drangsalieren ein großes Thema und beschäftigt auch Wirtschaftsanalysten, die den daraus entstehenden Schaden auf jährlich mehrere Milliarden Euro schätzen.

Denn beim Herumhacken bleibt es selten. Mobbing hat oft weitreichende Folgen sowohl für die berufliche, als auch für die gesundheitliche und private Situation der Opfer. Es kommt zu Demotivation, Misstrauen, Ohnmachtsgefühlen, sozialem Rückzug, Leistungs- und Denkblockaden, Angstgefühlen, Konzentrationsschwächen und Nervosität. Oft entstehen daraus auch massive physische und psychische Probleme, vom Burnout bis zu Depressionen. Lange Arbeitsausfälle sind die Folge.

Was man gegen Mobbing unternehmen kann
Gründe gibt es viele. Neid, Konkurrenzdenken, Antipathie. Oft steht ein ganz normaler Konflikt am Anfang, der nicht ernst genommen oder in sich hineingefressen wird und dann unterschwellig weiterschwelt und sich zu etwas Größerem entwickelt. Viele Mobbingopfer ecken an, ohne es zu bemerken. Deswegen steht bei der Frage, wie man Mobbing begegnet, die Selbstreflexion am Anfang. Wichtig ist auch, nichts auf die lange Bank zu schieben, Ungereimtheiten Ernst zu nehmen, an der Wurzel anzugehen, nicht zu akzeptieren, sofort zu reagieren und klar und deutlich zu sagen, dass man das Verhalten des Gegenübers nicht toleriert. Dabei sollte man einen kühlen Kopf bewahren, überlegt handeln, die Emotionen aus dem Spiel lassen und auf einer sachlichen Ebene bleiben. Wenn das nicht hilft, sollte man sich nicht scheuen, Hilfe zu suchen. Im privaten aber auch im beruflichen Umfeld, in Selbsthilfegruppen, bei Mobbing-Beratungsstellen und auch auf höherer Ebene im eigenen Unternehmen, über Vorgesetzte oder Mediatoren. Gerade wenn es hart auf hart kommt, hilft das genaue Protokollieren aller Vorfälle. Falsche Zeugnisse und Abmahnungen sollte man schriftlich anfechten und nicht auf sich beruhen lassen. Bei jeder Form von Konzentrationsschwierigkeiten, Ess- und Schlafstörungen, Herzbeschwerden, Angstzuständen und sonstigen gesundheitlichen Problemen sollte man frühzeitig medizinischen Rat einholen.

Der Schaden ist groß, die Konsequenzen für die Schädiger oft klein
Rechtliche Hilfe ist nur dann ein Ausweg, wenn man den oft schleichenden Mobbingprozess konkret nachweisen und beispielsweise ungerechtfertigte Zeugnisse, Abmahnungen oder Kündigungen widerlegen kann. Zeugen und andere Opfer zum Handeln zu bewegen, gestaltet sich dabei oft schwierig. Denn viele trauen sich aus Sorge vor Entlassung oder anderen Nachteilen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht, sich zu wehren und erdulden alles solange, bis die Situation nicht mehr zu retten ist und als Ausweg nur noch das Verlassen des Unternehmens bleibt. Sie schweigen auch dann, wenn ein gemeinsames Vorgehen mit anderen Geschädigten durchaus Aussicht auf Erfolg hätte. Aus diesem Grund kommen gerade die cleveren unter den Peinigern, die ihre Zermürbungstaktiken mit Bedacht wählen, leider immer noch allzu oft mit ihrem Handeln durch.

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