Mythos Unternehmen

Wir stellen immer wieder fest: Unsere Kandidaten meinen, die Arbeit im Unternehmen sei einfacher und entspannter als in einer Agentur. Pünktlich kommen, pünktlich gehen. Gute Bezahlung, Überstundenregelung und Betriebsrat. Dem ist natürlich nicht so. Was allerdings noch weniger wissen: Der Weg vom Unternehmen zurück in die Agenturlandschaft wird schwierig.

Gestern erst war es wieder soweit: Manuel saß mir gegenüber, ein junger, viel versprechender Bewerber, frisch zurück von seinem Praktikum aus England. Der 24-Jährige ist vielseitig talentiert, zuverlässig und kreativ. Ich schlage ihm als Berufseinstieg ein Trainee-Programm bei einer guten Agentur vor. Er sagt: Eine Agentur ist mir zu stressig. Ich möchte lieber in ein Unternehmen. Und: Wenn es mir nicht gefällt, kann ich später immer noch wechseln. Ich stutze.

Wie um Himmels willen kommt er denn darauf?

Vor allem ganz junge Bewerber glauben, die betriebliche Struktur würde ihr Arbeitsleben erleichtern. Ruhig soll es sein, inhaltlich spannend, formal sicher. Wie viel verdiene ich, und wie viele Stunden muss ich dafür arbeiten? Diese Frage brennt so manchem heute unter den Nägeln. Der Ruf der Werbebranche ist schlecht, auch hier im DOCKBLOG haben wir darüber geschrieben. Eine Agentur passt da nicht mehr ins Bild der Absolventen. Für sie sind gute Entwicklungschancen und ein ausgeglichenes Verhältnis von Arbeitszeit und Freizeit wichtiger sind als ein hipper Arbeitgeber. Doch nicht nur die jungen Kandidaten sitzen Klischees auf.

Ein Unternehmen verlangt genauso viel wie eine Agentur.

Im Unternehmen gibt es nur einen Kunden. Bei Agenturen mehrere. Die Herangehensweise ist zwar sehr verschieden, aber die Anforderungen sind auf beiden Seiten hoch. Unsere Kandidaten, die von der Agentur in ein Unternehmen wechseln, sind oft erstaunt, wie viel sie leisten müssen. Der Erfolgsdruck ist auch hier enorm.

Vielerorts gibt es straffe Zeitvorgaben, manchmal strenge Hierarchien, starre Abläufe oder konkurrierende Kollegen. Was viele stört, ist ein festgelegtes und mitunter auch festgefahrenes System. Egal, ob Marketing Executive, Marketing Manager, Projektmanager, Designer oder Online-Redakteur. Der Einfluss zur Veränderung ist für die meisten begrenzt, Frust ein häufiger Begleiter.

Ja, Agenturen müssen sich mehr anstrengen, um gute Leute zu bekommen.

Trotzdem ermuntern wir junge Kandidaten, sich bei ihrer Entscheidung die Vorzüge beider Seiten bewusst zu machen. Auch wenn die Bezahlung in der Regel in einer Agentur schlechter ist als in der Industrie, gibt es die bekannten Vorteile: Anfänger lernen ihr Handwerk von der Pike auf. Anstatt in der Marketingabteilung immer auf demselben Produkt zu arbeiten, betreut man mehrere Kunden. Die Hierarchien sind lockerer, die Inhalte kreativer. Ein Junior kann schnell die Karriereleiter hinaufklettern.

Agenturen sind ein gutes Sprungbrett für eine Unternehmenskarriere.

Die Agenturschule ist ein eine solide Basis. Berater mit einigen Jahren Agenturerfahrung sind in Unternehmen begehrt. Ihnen eilt der Ruf voraus belastbar zu sein, vielseitig und dienstleistungsorientiert. Ihre Kenntnisse sind auf dem neuesten Stand. Wer also im Laufe seiner Karriere die Seiten wechseln möchte, verschafft sich mit dem Agentureinstieg die besten Voraussetzungen.

Umgekehrt jedoch wird es schwierig.

Wer nie eine Agentur kennengelernt hat, wird auch später kaum dort Fuß fassen. Zu eigen sind die Abläufe, zu speziell das Berufsbild. Erwartet wird Flexibilität statt Planung, Vielseitigkeit statt Spezialisierung. Vor allem junge Menschen wie Manuel bringen diese Eigenschaften naturgemäß mit.

Legt sich ein Bewerber jedoch zu früh auf ein Unternehmen fest, beschränkt er sich unter Umständen in seiner Entwicklung. Einsteiger sollten sich über diese unterschiedlichen Berufswege im Klaren sein.

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