Raucherpausen schaden zwar unserer Gesundheit, fördern jedoch ein besseres Arbeitsklima. Unter den Rauchern. Sagt man. Oder doch nicht?

john krempl / photocase.com

Ein heikles Thema. Raucher, pfeift es von nebenan, dieses unsagbar unhöfliche und selbstvergessene Gesindel, das einem an jedem Ort und Nichtort auf diesem Planeten unablässig die armen Passivlungen vollteert. Nichtraucher, schmollen die Rauchwolkengurus, diese ignorante und jeglichen Genuss verweigernde Antikulturbrut, die immer und überall die Welt mit sich vollmacht, einzig und alleine um den still vor sich hin paffenden Gutmenschen den Tag anzusäuern. Und jetzt diese Frage: Sind Raucher die besseren Werber?

Helle Wolken – dunkle Gedanken?

Etwa weil sie regelmäßig nach draußen watscheln und solidarisch in der Kälte die Formen ihrer Ausdünstungen vergleichen? Eine verschworene Gemeinschaft? Einer für alle, alle für einen? Man hängt sich rein füreinander, gibt sogar zu, dass die Goldidee gar nicht von einem selbst, sondern von seinem Tabakkollegen stammt? Ist das tatsächlich so, oder wird hier beim harmlosen Stengelsaugen nicht doch einfach nur der Kollege ausgehorcht und die nächste Hinterlistigkeit ausgeheckt, unter dem Deckmantel der Suchtsolidarität?

Was eigentlich, wenn man der einzige Raucher ist? Doch, doch, das gibt es, wir kennen da eine Agentur, da muss diese eine Person dann immer zu den Eichhörnern in den Hof. Die schweiftragenden Baumhuscher flüchten dann mit finsterem Blick und oben werden die Fenster geschlossen, damit die kontaminierte Luft nicht in das durchdesignte Schöner-Arbeiten-Büro quillt. Das ist dann mehr so die Ausgrenzungsnummer. Vielleicht fördert die dann nicht das Arbeitsklima, aber die Kreativität. Da will man sich beweisen. Euch zeig ich’s, denkt sich der oder die Einsame, der Raucher kann’s nämlich viel besser als ihr. Außerdem kommen Virals mit Tieren immer besonders gut an und wo trifft man Tiere? Im Hof. Richtig.

Kampf der Kulturen

Und dann grätscht da auch noch das Landesarbeitsgericht Rheinland Pfalz dazwischen und sagt: Raucherpausen gehören nicht zur Arbeitszeit. Kein Rechtsanspruch auf 7 Minuten Freiheit die Stunde, auch wenn hier – sollte mehr als eine Person daran beteiligt sein– nicht nur über das Haarlack von Mario Gomez, sondern gerne auch über die Arbeit gesprochen wird. In ungezwungener Atmosphäre schießt das gerne mal die ein oder andere Idee frei. Sagen die Raucher. Ungerecht, motzen die Nichtraucher. Wir haben ja auch Ideen, nur eben auf unseren ergonomisch geformten Schreibtischsesseln unter der Büropalme. Ihr seht schon, das ist eine Frage von epischer Kraft, die den Planeten in seinen Grundfesten erschüttert. Dabei ist es doch in der Generation Google eigentlich längst entschieden: persönliche Freiheit bei der Arbeitseinteilung fördert Produktivität und Kreativität und schafft am Ende eine deutlich höhere Arbeitsqualität. Glaubt das Brin/Page-Imperium.

Ob man dafür in einen Hinterhof kriecht, um der sympathischen Tabakindustrie zu huldigen oder an der Kunst arbeitet, den Tischfußball in hohem Bogen über alle Plastikköpfe hinweg ins gegnerische Tor zu befördern oder dem schönen Chefsekretär noch schönere Augen macht oder eine Drachenfrucht vertilgt, ist dabei doch völlig unerheblich. Jetzt echt mal. Vertragt euch und kümmert euch darum, dieses ganze fürchterliche Mittelmaß in der Werbung wegzuätzen. Das nämlich, das ist ein wirkliches Problem.

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