Texter. Wer bist du?
Er ist ma?nnlich. Oder weiblich. Zwischen 20 und ein paar Ja?hrchen a?lter. Hat in seinem Leben vor der Werbung Religion studiert oder die Na?chte an der Bar unsicher gemacht. Doch wer ist er wirklich? Wir haben nachgeschaut, nachgefragt und sind zum folgenden Ergebnis gekommen: Der Texter ist vieles, was man auf den ersten Blick nicht von ihm erwartet.
So definiert Wikipedia den Beruf Werbetexter: "Werbetexter (auch „Texter“ oder „Copywriter“) ist eines der klassischen Berufsbilder in Werbeagenturen. Seine Aufgabe ist die wirkungsvolle sprachliche Gestaltung eines Werbemittels (u. a. Plakat, Anzeige, Broschu?re, TV-Spot, Funk-Spot, Online-Werbemittel). Daru?ber hinaus entwickelt er entweder alleine oder in enger Zusammenarbeit mit einem Art Director die Ideen fu?r einzelne Werbemittel und/oder komplette Werbekampagnen."
Danke, Wiki. Jetzt wissen wir Bescheid. Oder doch noch nicht ganz?
Wir haben nachgefragt – in diesem Fall bei unserer Kollegin Esther Funk, Texterin und Personalberaterin.
1. Du bist bereits seit 13 Jahren Texterin. Warum eigentlich nicht Brand Manager, Kinderbuchautor oder Chef-Kassierer im Supermarkt?
Ich war Reinigungskraft, Regaleinra?umerin im Baumarkt, Betriebsingenieurin im Stahlwerk und musste dann aber feststellen, dass ich am allerbesten Schreiben kann. Und zwar fu?r andere. Denn Texten ist Auftragsarbeit im Dienste des Kommerz.
2. Viele Wege fu?hren zum Texter. Welchen aber sollte man auf keinen Fall gehen?
Den direkten. Von der Schule direkt in die Agentur. Es gibt sicherlich ganz begnadete Kreative, die diesen Weg sehr erfolgreich gehen. Ich denke aber, dass ein Studium oder eine Ausbildung der Kreativita?t nicht schaden ko?nnen. Solides Wissen und strukturiertes Denken vereinfachen das Texterleben, wenn die kreative U?bersprungs-Idee mal auf sich warten la?sst. Daru?ber hinaus beruhigt ein Abschluss die nervo?sen Eltern, wenn der Nachwuchs anku?ndigt: Ich geh' in die Werbung.
3. Ich schreibe auch gerne. Zum Beispiel Gedichte. Oder Urlaubskarten. Schla?gt deshalb schon ein Texter-Herz in mir?
Das ist mindestens ein deutlicher Warnhinweis. Wenn dann auch noch Dritte das Geschriebene gerne lesen, dann sollte man sich auf jeden Fall mal einen Copytest vornehmen. Agenturen entscheiden aufgrund dieses Tests, ob die Kreativita?t fu?r eine Profession ausreicht. Wenn die Agentur das Gegenteil bescheinigt, dann gibt es immer noch viele Mo?glichkeiten fu?r's kreative Schreiben. Fast alle, die ich kenne am Prenzlauer Berg "arbeiten gerade an ihrem Buch."
4. Manche Texter denken: "Wir sind wie Arter. Nur besser." Denkst du auch so u?ber dich?
Ha?? Die Art Direktoren, die ich kenne, sind wahre Ku?nstler. Sie schieben auch abends um elf noch meine kleinen Headlines u?ber ihr Layout und zaubern magische Glows u?ber Autos. Sie haben eine Mission, die meinen Respekt hat. Und ihre Ideen sind oft sehr einfach und u?berzeugend. Ohne den Austausch mit ihnen wa?re ich schlicht und ergreifend aufgeschmissen.
5. Kannst du dich noch an deine allererste Headline erinnern?
Klar. Das erste Mal vergisst man nicht. Es war eine schwarz/weiß Eckfeldanzeige in der Tageszeitung. Sie zeigte das Ro?ntgenbild eines Gebrauchtwagens und ich textete daru?ber: KERNGESUND.
Ein großer Moment;)
6. Welche Wahrheiten u?ber deinen Beruf sind schlicht und einfach erfunden?
Texter schreiben nicht gerne in ihrer Freizeit! Einladungen fu?r 70. Geburtstage, Hochzeitsreden und Blogbeitra?ge zu texten sind ein Gra?uel. Merkt euch das!
7. Wa?rst du heute vielleicht doch lieber noch im Stahlwerk als Ingenieurin ta?tig?
No?. Ich habe etwas anderes gefunden, das mir mindestens genau soviel Spaß macht: Ich bin Personalberaterin. Da kann ich meine Erfahrungen weitergeben und Karrieren mit gestalten. Und es ist eine tolle Exitstrategie: Denn es gibt ein Leben nach dem Texten.
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