© pic by DESIGNERDOCK / Linda Graze

Wieviel ist meine Kreativität wert?

Du hast Talent, eine Topausbildung und bringst auch schon Erfahrung mit. Aber wie verdienst du damit Geld? Das Spannungsfeld zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist groß. Manch einer verdient als Creative Director ein Spitzengehalt. Andere bleiben die ewig Begabten. Was seid ihr und eure Kreativität wirklich wert? Wir haben Antworten und sieben Tipps aus der Praxis.

Vergangene Woche entbrannte wieder ein typischer Konflikt zwischen Agentur und Kunde. „Das geht ganz schnell, wir brauchen nur ein farbiges Layout“, sagte die Auftraggeberin. Die Agentur sah es anders: Sie seien keine grafischen Erfüllungsgehilfen, sondern eine Kreativagentur – und neue Entwürfe hätten ihren Preis. Wie lässt sich dieser Disput lösen?

Kreative kämpfen immer wieder gegen gängige Vorurteile: Das kann doch jeder, warum kostet das so viel, geht es nicht einfacher und günstiger? Oft ist der Preis Dreh- und Angelpunkt der kreativen Leistung und entscheidet über den Auftrag. Daher gewinnen Antworten auf diese Fragen an Bedeutung: Was ist meine Arbeit wert? Wie kann ich mein Honorar steigern? Wie viel Gehalt kann ich fordern? 

Hier sind unsere sieben Tipps aus der Praxis: 

1. Sammle Erfahrung!

Gestalterisch tätig sein zu können, ist eine Gabe, über die nicht jeder verfügt. Du bist einzigartig und solltest dir dessen bewusst sein. Doch Talent alleine reicht nicht. Zu Beginn deiner Laufbahn stellt sich vor allem die Frage nach dem Können. Später verschiebt sich der Fokus auf Erfahrung. Anfangs mögen eigene Projekte, Praktika oder erste Arbeiten noch genügen. Je länger du im Geschäft bist, umso eher gilt es, Kreativität mit Qualität zu verknüpfen und vor allem: mit den Wünschen der Agentur und des Kunden zu vereinbaren. Damit definierst du am Ende deinen Preis.

2. Erkenne die Trends!

Gleiches lässt sich nicht immer mit Gleichem vergleichen. Die Gehaltserwartungen in kreativen Berufen divergieren stark. So können Top-Designer Tagessätze von 600 bis 900 Euro, je nach Region verlangen. Grafik-Designer entwerfen bereits für einen Bruchteil dessen ein neues Layout. Auch die Kreativbranche unterliegt Trends. Die Verknappung von Talent und Können führt immer zur Verteuerung. Es lohnt sich also, neugierig zu bleiben, sich weiter zu bilden und Wissen anzubieten, über das die Konkurrenz noch nicht verfügt.

3. Stehe zu deiner Forderung!

Egal, ob dir ein Vorgesetzter oder Kunde gegenüber sitzt: Rede nicht: Überzeuge! Erkläre, warum dein Preis oder dein Gehalt gerechtfertigt sind. Es mag irritierend sein, wie gering der Respekt für gute kreative Arbeit ausfällt. Pitches ohne Vergütung, das Feilschen um Aufträge oder Reduktionen im laufenden Projekt setzen die Branche unter Druck. Verhandle dennoch! Bleibe hartnäckig und gebe erst nach, wenn du merkst, dass du das Limit erreicht hast. Versuche Zugaben auszuhandeln, die deinen Wert steigern, wie persönliche Nennung bei Wettbewerbseinreichungen oder Erwähnung in einem Newsletter. 

4. Sei realistisch! 

Es gibt immer noch Kreative, die utopische Preise verlangen oder – häufiger noch – zu schnell Zugeständnisse beim Honorar machen. Beides kannst du vermeiden: informiere dich vorher. Vergleiche Gehälter und frage bei Kollegen nach. Auch wir von Designerdock haben einen guten Überblick über die Branche und den Wert deiner kreativen Arbeit. Wenn du richtig gut bist und der Kunde das auch so sieht, kannst du deinen Preis weitgehend selbst bestimmen. Aber: finde ein Maß. Die Margen der Agenturen sind nicht so, dass du dieses Spiel übertreiben kannst. Wenn du zu viel verlangst, macht den Job eben ein anderer.

5. Konzentriere dich auf dein Projekt!

Der Wert deiner Arbeit lässt sich nicht immer in Arbeitsstunden messen. Manche Stimmen fordern inzwischen, dass sich die Bezahlung eher nach dem Output und nicht so sehr nach dem Input richten soll. So ist es durchaus üblich, eine pauschale Projektvergütung zu verlangen, zum Beispiel bei einem Corporate Design oder einer Broschüre, aber auch bei Textleistungen. Die Vergütung nach Manntagen funktioniert vor allem, wenn du in der Agentur arbeitest. Dann hat der Auftraggeber das Gefühl, die Arbeit kontrollieren zu können.

6. Kalkuliere deinen Gesamtaufwand!

Es gibt unterschiedliche Kalkulationsmodelle, um Stundensätze, Tagessätze, Pauschalen oder Lizenzen zu berechnen. Eure Finanzplanung sollte in jedem Fall fundiert und transparent sein. Dazu gehört auch eine Vergütung für Entwürfe, Nutzung, Material, Organisation oder Korrekturen. Auch die Kosten für Lizenzen und Urheberrechte sind zu beachten. Freelancer sollten immer ihren Gesamtaufwand im Blick behalten. Viele übersehen das Einpreisen von Ausfallzeiten wie Krankheit oder der Aufwand für Steuer und Versicherungen. 

7. Werde aktiv!

Die Forderung nach mehr Gehalt fällt vielen schwer. Wenn du dich unterbezahlt fühlst, ergreife die Initiative und fordere ein Gehaltsgespräch. Bereite dich darauf vor: Was kann ich besonders gut, wo habe ich Verantwortung übernommen? Welche Einnahmen habe ich der Firma gebracht, welche Ausgaben gespart? Was sagen Projektpartner oder Kollegen über meine Arbeit?

Wo die untere und die obere Gehaltsgrenze verlaufen, ist nicht immer einfach herauszufinden. Der große Gehalts-Check für die deutsche Werbebranche von Designerdock, W&V und gehalt.de sorgt für mehr Transparenz. Am besten gleich mitmachen, selbstverständlich anonym. Die Ergebnisse werden wir noch diesen Herbst nach Auswertung mit euch teilen. Mehr Informationen findet ihr außerdem bei Gehaltsvergleichen, in Tarifverträgen oder über Branchenverbände. 

Kreatives Arbeiten ist Beruf und Berufung. Wer es in diesem Spannungsfeld schafft, die richtige Balance zu finden, kann seinen Lebensunterhalt bestreiten und seine Leidenschaft zum Lebensinhalt machen. Was Schöneres, finden wir, kann es kaum geben. Oder?

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